Fischer schnappt zu

Wie sauer ist der Außenminister auf Grünen-Chef Bütikofer? Sauer genug, dass der Ärger öffentlich wird

BERLIN dpa/rtr ■ Außenminister Joschka Fischer (Grüne) ist nach Darstellung des Spiegel sauer auf seinen Parteivorsitzenden Reinhard Bütikofer. Fischer sei verärgert über kritische Bemerkungen Bütikofers zur Visa-Affäre. Nur mit Rücksicht auf den Landtagswahlkampf in Nordrhein-Westfalen habe der frühere heimliche Grünen-Chef Fischer seinen Groll bisher unterdrückt, berichtete das Magazin unter Berufung auf einen Vertrauten des Außenministers.

„In dieser Woche, im Rahmen der NRW-Manöverkritik und in Vorbereitung auf den Bundestagswahlkampf, will Fischer seine Zurückhaltung aufgeben“, schreibt das Blatt. Ministersprecher Walter Lindner widersprach den Angaben. „Das ist ein Schmarrn, der offenbar der blühenden Fantasie des Verfassers entspringt“, sagte er am Samstag auf Anfrage. Der Spiegel zitiert dagegen einen nicht namentlich genannten Fischer-Vertrauten mit einer offenen Drohung: „Joschka wartet auf den Tag der Abrechnung. Ganz oben auf der Liste steht Bütikofer.“ Bütikofer hatte öffentlich eingeräumt, die Grünen hätten wegen Fehlern bei der Visavergabe „an Glaubwürdigkeit verloren“. Auf Fragen nach einem möglichen Schaden für die Partei, falls Fischer wegen der Affäre hätte zurücktreten müssen, hatte Bütikofer vor Wochen überdies gesagt, vor einem Abschied der Gründergeneration müsse die Partei „jetzt nicht zittern“. Danach soll es ein Telefonat zwischen dem Außenminister und dem Parteivorsitzenden gegeben haben, in dem Fischer den Parteifreund anherrschte: „Lass die Spielereien sein!“ Eine Sprecherin Bütikofers sagte auf Anfrage: „Quatsch kommentieren wir nicht.“

In den letzten Monaten gab es wiederholt Berichte über Spannungen zwischen den zwei führenden Köpfen der Grünen. Reinhard Bütikofer hatte in der Doppelspitze mit Angelika Beer an Format gewonnen. Beer ist inzwischen durch Claudia Roth ersetzt worden.