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: Karsai auf Ärger-Trip

Afghanistans Präsident rügt US-Regierung wegen Misshandlungen von Häftlingen durch US-Soldaten

KABUL afp/ap ■ Beim Treffen zwischen US-Präsident Bush und seinem afghanischen Amtskollegen Hamid Karsai dürften heute deutliche Worte fallen. Kurz vor seinem Abflug in die USA griff Karsai die US-Regierung scharf an. Er sei „schockiert“ über die mutmaßliche Misshandlung afghanischer Häftlinge auf Stützpunkten der US-Armee in seinem Land, sagte er. Andererseits soll die US-Regierung unzufrieden mit der Bekämpfung des Opiumanbaus in Afghanistan sein.

Karsai forderte, die US-Regierung solle „sehr, sehr starke Maßnahmen ergreifen“, um die betroffenen US-Soldaten abzuziehen. Auch müssten alle afghanischen Häftlinge in afghanische Gefängnisse verlegt werden. Ferner habe Afghanistan die US-Regierung voriges Jahr „gebeten, dass innerhalb von Afghanistan keine Einsätze stattfinden sollen, über die nicht vorher mit der afghanischen Regierung beraten wurde“, so Karsai.

Die New York Times hatte unter Berufung auf einen Untersuchungsbericht der US-Armee berichtet, dass US-Soldaten zwei Häftlinge zu Tode gequält hätten. Gestern schrieb das Blatt unter Berufung auf vertrauliche Ermittlungsunterlagen, das US-Militär habe nach Bekanntwerden der Todesfälle zunächst nur sehr zögerlich ermittelt und die Untersuchung beinahe wieder eingestellt.

Einem anderen Bericht der Times zufolge ist die US-Regierung mit der Bekämpfung des Mohnanbaus in Afghanistan unzufrieden. Örtliche Funktionäre eines US-finanzierten Programms behinderten die Vernichtung der Mohnanbauflächen. Ferner unternähme die Regierung Karsai zu wenig, um das Programm durchzusetzen, hieß es im Vermerk der US-Botschaft in Kabul an Außenministerin Condoleezza Rice.