berliner szenen Der Profigriller

Das Leben im Park

Sonne, Regen, Hagel, eisiger Wind, laue Luft und Wolken wechseln sich äußerst unbeständig ab. Flip-Flop-Träger und Menschen, eingemummt in Daunenjacken, bevölkern gleichermaßen die Straßen im Prenzlauer Berg. Nur auf eines ist Verlass in dieser wechselhaften Jahreszeit. Auf die Griller im Falkpark.

„Liebt die Bäume, riecht die Blumen“, steht auf einer der hölzernen Sitzwellen im Park. Ich rieche verbranntes Fleisch, vermischt mit beißendem Rauch und den chemischen Schwaden der entflammten Kohleanzünder. Ganz leicht kommt der Duft des verblühenden Flieders dazu.

Ich suche mir eine Bank in der momentanen Sonne. Neben mir sitzt ein Thermoskannenbesitzer. Genüsslich schlürft er sein Getränk aus dem Kannendeckel.

In der Mitte des Parks entdecke ich einen professionellen Griller. Er sitzt in einem Regiestuhl vor einem Klapptisch mit Tischdecke. Auf dem Tisch stehen verschiedene Soßen in Flaschen und Töpfchen. Die Kohlen auf dem Grill rauchen nicht mehr und haben genau die richtige Hitze zum Grillen. Doch der Profi Griller ist einsam. Seit einer Stunde ist er schon da, alleine. Neben dem Regiestuhl hat er eine kuschelige Decke ausgebreitet. Rechts bildet sich eine große Gruppe um einen Wegwerfgrill. Links zehn Jungmütter mit Kinderwägen und Weißwein. Hinter ihm, ohne Decken im Schneidersitz, sitzen fünf zottelige Männer, die Sternburg Export aus der Flasche trinken und immer wieder ihre Hunde zurückpfeifen.

Es fängt an zu regnen und unter lautem Geschrei flüchten sich die Grüppchen unter die umliegenden, blühenden Kastanien. Nur der Profigriller sitzt weiter auf seinem Regiestuhl in der Mitte des Parks. Er hat einen roten Regenschirm aufgespannt und wartet. MAREIKE BARMEYER