Kritik an Karsais Bündnis mit dem Kriegsherrn Dostum

AFGHANISTAN Zum Abschluss des Wahlkampfs werben die Kontrahenten nochmals um Stimmen

Das Bündnis mit Dostum gilt als letzter Versuch Karsais, sich den Sieg in der ersten Runde zu sichern

KABUL rtr/dpa | Das Wahlbündnis des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai mit einem der berüchtigtsten Kriegsfürsten des Landes stößt auf Kritik der UNO und der USA.

„Unser Sonderbeauftragter hat in der Vergangenheit wiederholt erklärt, dass das Land mehr kompetente Politiker und weniger Kriegsherren braucht, um voranzukommen“, sagte Aleem Siddique, Sprecher des UN-Einsatzes am Hindukusch. Auch ein US-Regierungsvertreter äußerte „schwere Bedenken“ wegen der Rolle des Usbeken Abdul Raschid Dostum, dem Misshandlungen und Massaker während der Bürgerkriegsjahre vorgeworfen werden. Sein Ruf werfe die Frage auf, ob er nicht für Menschenrechtsverletzungen strafrechtlich verfolgt werden müsse. Dostum traf am Sonntag aus dem Exil kommend in Kabul ein.

Karsai und seine Herausforderer legten am Montag noch einmal einen Endspurt im Wahlkampf ein, der laut Gesetz zwei Tage vor der Abstimmung beendet werden muss. Der 51-jährige Staatschef geht laut Umfragen mit einem Anteil von 45 Prozent als klarer Favorit in die Abstimmung am Donnerstag. Dies würde aber nicht für einen Sieg in der ersten Runde reichen.

In einer Stichwahl dürfte er dann sechs Wochen später auf den früheren Außenminister Abdullah Abdullah treffen, dessen Hochburgen vor allem im Norden des Landes liegen, dem Einsatzgebiet der Bundeswehr. Es könnte passieren, dass Karsais traditionelle Wählerschaft im Süden wegen der Drohungen der radikal-islamischen Taliban in Scharen zu Hause bleibt. Das Bündnis mit Dostum gilt als Versuch Karsais, sich in letzter Minute die entscheidenden Stimmen für einen Sieg in der ersten Runde zu sichern.

Trotz der Anschlagsgefahr zog Abdullahs Abschlusskundgebung in Kabul am Montag Tausende Anhänger an. Ordnungskräfte drängten die begeisterten Menschen im Olympiastadion zwar mit Gewehrkolben zurück. Die Menge bahnte sich ihren Weg jedoch ungeordnet durch die Tore und zertrümmerte Glastüren, um ihrem Idol näherzukommen. Abdullah rief zum „Wandel“ auf und kündigte an, im Falle eines Sieges „die Macht an das Volk zurückzugeben“. In Umfragen liegt der 48-Jährige bei 25 Prozent.