Schneekanone gegen Tagebau-Staub

Die RWE Energy gibt zu, dass der Braunkohleabbau für die hohen Feinstaubbelastungen in Hambach verantwortlich ist. Jetzt soll eine Schneekanone die Emissionen eindämmen, die durch Förderbänder und an den Sammelstellen entstehen

Betriebsbeschränkungen sollen weitere Emissionen stoppen, fordert der BUND

VON ELMAR KOK

„Sagen sie nicht Schneekanone“, empört sich der Sprecher des Energiekonzerns RWE, Manfred Lang, „wir nennen das Feinstnebelkanone, ein Gerät, das Wasserschleier produziert“. Allerdings gibt es zwischen einer Schneekanone und dem Gerät der RWE keinen Unterschied. Mit den Wasserschleiern, die die Neuerwerbung der RWE nun auf die Gerätschaften des Braunkohleabbaugebietes Hambach verbläst, hofft der Stromriese das Feinstaub-Problem rund um das Braunkohleabbaugebiet in den Griff zu bekommen.

Erstmalig hat RWE zugegeben, dass der Kohleabbau über Tage für die Grenzwertüberschreitungen an den Messstationen Elsdorf und Niederzier mit verantwortlich ist. Bisher hieß es immer, die nahe Autobahn verursache den größten Teil der lungengängigen, gesundheitsgefährdenden Mikropartikel. RWE gibt zu, für 25 Prozent des Staubes im Jahresmittel verantwortlich zu sein. Mit einer Reihe von Maßnahmen sollen jetzt die Emissionen verhindert werden. Gemeinsam ist den Ideen, dass sie größtenteils mit Wasser zu tun haben werden. Ein neues Bedüsungssystem solle es geben und die im Tagebau vorhandenen asphaltierten Straßen sollen öfter feucht gereinigt werden.

Zudem „arbeiten wir mit Hochdruck an einer Gurt-Intensiv-Reinigung“, sagt Lang. Gurte werden die Förderbänder genannt, die den Abraum zu Sammelstelle transportieren, an dieser staubt es dann besonders viel. Zusätzlich soll es in Zukunft „auch eine LKW-Reifenwaschanlage geben“, damit der Dreck aus dem Reifenprofil, nicht zu weiterem Feinstaub wird.

Der NRW-Geschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Dirk Jansen, freut sich in erster Linie darüber, dass RWE das Feinstaub-Problem, das der Tagebau verursache, „endlich zugibt“. Die Maßnahmen, die der Konzern jetzt einleite, seien jedoch „nach der Methode Trial and Error“. Das Problem im Tagebaugebiet sei, dass nicht genau festgestellt werden könne, welche Maßnahme zu welchem Ergebnis führe. „Immerhin reden wir über ein Gebiet, das 45 mal 49 Kilometer groß ist“, sagt Jansen. Allerdings sei es schon bemerkenswert, dass nach seinem Wissen erstmalig in Europa ein Energiekonzern an seinem Tagebau Maßnahmen gegen die Feinstaubbelastung unternehme.

Unter den Fittichen der Bezirksregierung Köln soll nun eine Projektgruppe aus RWE, Landesumweltamt, Wirtschaftsministerium, Bergamt, den betroffenen Gemeinden Elsdorf und Niederzier und dem BUND Vorschläge erarbeiten, die für eine Senkung der Belastung sorgen sollen. „Wir wünschen uns einen Stufenplan, der ähnlich zu denen an den Verkehrsstationen funktioniert“, sagt Jansen. Was in den Gemeinden in letzter Konsequenz zu Fahrverboten führt, wären beim Tagebau Betriebsbeschränkungen. Und die fordert Tagebaugegner Jansen ausdrücklich. „Denn ich bin skeptisch, ob der Maßnahmenkatalog greifen wird“, sagt der BUND-Geschäftsführer. Zudem werde eine weitere EU-Richtlinie kommen, die die Emissionen von noch kleineren Partikeln in Zukunft beschränken wird.

„Wir reden in der Projektgruppe nur über die Richtwerte, die in Deutschland schon umgesetzt sind“, sagt der zuständige Dezernent der Bezirksregierung Köln, Franz Willi Iven. Welche Richtlinien seitens der EU zukünftig kämen, sei auch noch nicht bekannt. Insgesamt arbeiteten die an der Projektgruppe beteiligten sehr homogen miteinander, Ende des nächsten Monats werde die Gruppe über die von RWE vorgeschlagenen Maßnahmen beraten, sagt Iven. Dass es zum Streit mit dem Energiekonzern kommen werde, glaubt Iven nicht. „Wir haben ein so gutes Arbeitsklima, dass wir hoffen können, dass die Maßnahmen freiwillig umgesetzt werden.“ Wenn die nicht greifen, sagt Iven, „müssen wir einen neuen Plan erstellen“.