Nationalpark Senne in Gefahr

Nach dem Machtwechsel in NRW fordern CDU-Abgeordnete aus Ostwestfalen das Ende des Nationalparks am Teutoburger Wald. Naturschutzbund will zum sachlichen Dialog zurückkehren

VON RITA MARTENS

Die Zukunft des geplanten Nationalparks Senne-Eggegebirge steht nach dem Wahlsieg der CDU in Ostwestfalen-Lippe zur Diskussion. „Das Thema Nationalpark Senne-Eggegebirge wird jetzt gestorben sein“, sagte die stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbandes Paderborn prompt zu den Nationalpark-Plänen der Grünen und der Naturschutzverbände.

Auch der Kreisgeschäftsführer der CDU Bielefeld, Arnold Hildebrand, gibt dem Nationalpark keine Chance. Der taz sagte er gestern „Die CDU im Bezirk OWL bleibt bei dem Standpunkt, dass die Senne am Besten geschützt wird, wenn es so bleibt wie es jetzt ist. Außerdem gibt es keine Beschlüsse zum Nationalpark Senne-Eggegebirge.“ Das sieht der Vorsitzende des Naturschutzbundes (NABU) NRW Josef Tumbrinck anders. Er beruft sich auf den 14. April 2005, an dem die CDU „ergebnisoffenen Gesprächen“ zugestimmt habe.

Das Senne-Egge-Gebirge am westlichen Rand des Teutoburger Waldes liegt zwischen Bielefeld, Detmold, Paderborn und Gütersloh. Das insgesamt 22.000 Hektar große Gebiet mit Wäldern und einer unbewaldeten Heidelandschaft umfasst auch einen Truppenübungsplatz der Britischen Rheinarmee. Durch die stellenweise schon vor 100 Jahren begonnene militärische Nutzung wurde verhindert, dass der Boden intensiv gedüngt und freie Flächen zubetoniert wurden. So konnten zahlreiche Pflanzen- und Tierarten in dem vielfältigen Lebensraum überleben. Schafherden und Wildpferde gehören ebenso zur Landschaft wie klare Bäche, Moore und Sandtrockenrasen. Die bisherige Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) engagierte sich für die Planung und Umsetzung eines Nationalparks Senne-Eggegebirge.

Die Forderungen der CDU, den Nationalpark Senne-Eggegebirge zu stoppen, sieht Tumbrinck als „Aktion einzelner ost-westfälischer CDU-Abgeordneter“. In der CDU gebe es Befürworter und Gegner des Nationalparks, doch die Landes-CDU stünde den Gesprächen für einen Nationalpark in der Region positiv gegenüber. Es habe bereits einen CDU-Antrag gegeben, dem selbst der NABU zugestimmt hätte, der aber von Rot-Grün abgelehnt wurde. „Die Interessen sind also ähnlich“, erklärt Tumbrinck. Gestern wollte sich die Pressestelle der Landes-CDU nicht dazu äußern.

Zwei Arbeitskreise in den Kommunen beschäftigen sich bereits seit zwei Wochen mit der Regionalentwicklung und der Konzeption im geplanten Park. Diesen Gesprächen stünde selbst der zukünftige Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) nicht entgegen, so Tumbrinck. Die Landes-CDU stehe hinter der Entscheidung der Region, die in den nächsten 18 Monaten getroffen werden sollte. Die Befürchtungen des Bielefelder CDU-Abgeordneten Hildebrand, dass bis zu 1.000 Arbeitsplätze in der Holzwirtschaft und Möbelindustrie im Falle eines Nationalparks Senne-Eggegebirge abgebaut werden würden, bezeichnet Tumbrinck schlicht als „Lüge“. Es sei bewiesen, dass der Nationalpark die beste Wirtschaftsförderung für die Region Ostwestfalen-Lippe sei.

Der erste Nationalpark Eifel in NRW habe die positive touristische Entwicklung bereits bestätigt. „Alle Gründe gegen einen Nationalpark lassen sich entkräften, daher sind die Gespräche darüber bedeutend“, so Tumbrinck. Letztendlich müssten Landtag und Regierung entscheiden, ob es einen zweiten Nationalpark in NRW geben wird. Der NABU hofft auf Unterstützung der Landes-CDU: „So kann die CDU beweisen, dass sie zu ihrem Antrag pro Nationalpark steht.“