: Die Party ist vorbei
Umsatz und Gewinn der Berliner Clubs brechen um mehr als die Hälfte ein
Von Erik Peter
Eine neue Befragung der Clubcommission unter Berliner Clubs kommt zu dramatischen Ergebnissen. Demnach beträgt der Umsatzeinbruch der Clubs im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 55 Prozent, der Gewinn reduzierte sich sogar um 61 Prozent. Diese Zahlen präsentierte Marcel Weber von der Clubcommission am Montagnachmittag bei einer Anhörung im Wirtschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses.
„Die Hälfte der befragten Clubs wissen nicht, ob sie ihren Betrieb fortsetzen können“, sagte Weber zur taz. An der Umfrage teilgenommen hätten vor allem viele kleinere Clubbetriebe, denen es derzeit besonders schlecht gehe. Die Ergebnisse spiegelten aber die generelle Lage wider, so Weber.
Im Ausschuss verwiesen Weber und die Betreiberin des Gretchen, Pamela Schobeß, auf die extrem gestiegenen Kosten etwa im Produktionsbereich, für Energie und Mieten, aber auch bei den Lohnkosten, etwa für freie Techniker. Dem gegenüber stünde ein verändertes Gästeverhalten. Nachdem es 2023 noch Nachholeffekte nach der Coronapause gegeben habe, würden mittlerweile die allgemein gestiegenen Lebenshaltungskosten voll durchschlagen. Auch die teilweise verdoppelten Preise für große Konzerte würden bei den Besucher:innen kaum noch Geld für Clubs übrig lassen, so Schobeß.
Ein negativer Effekt hätte sich laut Weber zudem durch die Fußball-Europameisterschaft bemerkbar gemacht. Reisen nach Berlin und Unterkünfte in der Stadt seien in dieser Zeit besonders teuer gewesen. Während potenzielle Club-Tourist:innen der Stadt fernblieben, hätten sich die Fußballfans nicht für die Clubs interessiert.
Pamela Schobeß zufolge hätten viele Clubs bereits damit begonnen, ihr Programm zu verändern und auf Veranstaltungen mit Nachwuchskünstler:innen oder in Nischen-Genres zu verzichten. „Die Diversität leidet extrem“, so ihr Fazit. Die Befürchtung: „Wir rennen in eine Art Einheitsbrei. Dann ist Berlin nicht mehr so bunt, wie es mal war.“
Weber und Schobeß plädierten für eine gezielte Unterstützung der Clubs durch die Politik. So müsse man etwa über Produktionskostenhilfe reden. „Wenn wir die Vielfalt erhalten wollen, geht es nur mit einer Förderung“, sagte Schobeß. Diese müsse „nicht ewig sein, nicht mit der Gießkanne“, aber gezielt. Von Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) kam umgehend eine Absage. Angesichts der aktuellen Haushaltslage sehe sie derzeit „kein zusätzliches Programm“.
Wichtig sei dagegen, bestehende Dinge weiterzuführen, etwa das Schallschutzprogramm, mit dem in den vergangenen sechs Jahren 46 Clubs mit insgesamt 2,6 Millionen Euro gefördert worden seien. Auch Weber hofft zumindest darauf, dass die bestehenden Programme weiter finanziert würden. Zudem könnten Investitionstöpfe etwa für energetische Sanierungen oder smarte Gebäudetechnik auch für Clubs geöffnet werden.
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