Leben mit milden Gaben

Vom Staat wollen die freikirchlichen Protestanten nichts. Was mehr Freiwilligkeit fordert

Weniger Kirchensteuern? Für die gut 800.000 freikirchlichen Protestanten in Deutschland ist das kein Thema. Denn die Trennung von Kirche und Staat ist einer der Grundsätze ihrer Arbeit. Und so finanzieren sie ihre Arbeit nur aus den freiwilligen Spenden ihrer Mitglieder, die dabei die Höhe ihres Obolus selbst festlegen.

Das Prinzip lautet: Eine Gemeinde legt fest, wie viel sie im Jahr wofür ausgeben will, hinzu kommt eine Umlage für finanzschwächere Gemeinden. Damit weiß jedes Mitglied, wie viel Spenden nötig sind. Das hat lange Zeit gut geklappt. Nicht zuletzt deshalb, weil die Gemeindemitglieder überwiegend aus dem Mittelstand kommen.

Doch in den vergangenen Jahren mehrten sich Meldungen über Defizite und Aufrufen zu „Sonderkollekten“. „Auch wir spüren die sinkende Mitgliederzahl durch den demographischen Wandel und die zunehmende Arbeitslosigkeit“, sagt Günther Winkmann, Leiter der Kirchenkanzlei der Evangelisch-Methodistischen Kirche in Deutschland. Die zweitgrößte Vereinigung unter den evangelischen Freikirchen mit einem Haushaltsvolumen von 50 bis 60 Millionen Euro pro Jahr hat in den letzten Jahren zwar noch immer ein leicht steigendes Spendenaufkommen verzeichnet. Doch die Zuwächse wurden immer geringer, und für dieses Jahr wird erstmals eine Stagnation erwartet. Andere Freikirchen verzeichnen bereits sechstellige Defizite. Die Lösungsansätze – neben Sonderkollekten und „Opfertagen“: Gehaltskürzungen, Stellenstreichung und Zusammenlegung von Gemeinden.

Auch Immobilien wie Hotels oder Verwaltungsgebäude wurden verkauft. Manchmal auch Gotteshäuser. Interessenten dafür gibt es. So wie in dem Fall einer Gemeinde, die nach der Fusion mit einer anderen ihr Kirchengebäude aufgab. Der Käufer war eine muslimische Gemeinde. step