Krach um Knackis

Die Zahl der verurteilten jugendlichen Straftäter bis 21 Jahre ist in Westdeutschland und Berlin im Jahr 2003 erstmals seit Anfang der 90er Jahre gesunken, im Vergleich zum Vorjahr um ein Prozent auf 52.900. 85,6 Prozent der Delinquenten zwischen 14 und 18 Jahren waren männlich. Darüber, wie mit den jungen Straftätern umgegangen werden soll, gab es in der vergangenen Woche im niedersächsischen Landtag mächtig Krach: Die Fachwelt sehe in der Bundesratsinitiative der CDU-Justizministerin Elisabeth Heister-Neumann einen „repressiven Rückfall“, ärgerte sich der Grüne Ralf Briese. Die von der CDU geplante Heraufsetzung der Höchststrafe für Heranwachsende von 10 auf 15 Jahre sei ein „Rückfall in voraufklärerische Zeiten“. Die Forderung nach dem so genannten „Warnschussarrest“, der jugendliche Täter schneller hinter Gitter bringen soll, nannte Briese „eine fixe Idee“. Jugendliche bräuchten soziales Training statt schwedischer Gardinen.

Heister-Neumann entgegnete, man dürfe nicht „die Konturen zwischen jugendlichem Leichtsinn und sich verfestigenden kriminellen Strukturen“ verwischen. Es sei nicht belegt, „dass ambulante sozialpädagogische Maßnahmen gegenüber dem Jugendarrest in jedem Einzelfall die bessere Sanktionsform sind“. Eine Rückfallstudie spreche jedenfalls nicht dafür. Darin wurde behauptet, etwa 70 Prozent der Arrestanten seien wieder rückfällig geworden, aber nur 55 Prozent der Jugendlichen, die mit einer ambulanten jugendrichterlichen Maßnahme sanktioniert worden seien. ksc