Eine Spur nach Berlin

Die Spanier kommen nach Berlin. Und das tun sie gleich in Gruppen, so dass man schon von einer Invasion spricht, die die Menschen allerdings doch zum Tanzen bringen sollte die nächsten Tage und Wochen im Bassy Club, wo eine ganze Armada an spanischen Bands einläuft, bitte sehr, mit Los Immediatos am nächsten Samstag, 7. April, und weiter geht es bei dieser Spanish Rock Invasion am Mittwoch, 11. April, mit Triángulo de Amor Bizarro. Am Freitag, 13. April, spielen The Imperial Surfers, und bereits heute hat man The Excitements, die mit einem erregenden „Sharon Jones & the Dap-Kings“-Vergleich ins Bassy kommen und morgen in die Bar Tausend. Also eine Menge an spanischem Garagenbeat, Surf und Rhythm & Blues, mit dem Wummern der sechziger Jahre im musikalischen Hintergrund.

Das kann man auch als eine kleine Korrektur der Historie hören, weil in den Sechzigern diese Musik in Spanien selbst halt gar nicht so wummerte, unter Franco, wo man den Rock ’n’ Roll und Beat nicht so gern hatte. Die Touristen aber schon, wieso man auch im Franco-Spanien ein wenig mit der Zeit und ihren Moden gehen musste, wie die „Vacaciones en Mallorca“-Sampler aus den Sechzigern zeigen mit einer beatähnlichen Musik. Urlaubsgrüße für die jüngeren Touristen, die man auch in Berliner Grabbelkisten noch finden sollte. Eher aber lohnt sich die Suche nach Los Brincos, die „spanischen Beatles“. Und dann hatte halt auch Spanien noch seinen echten Hit, alles überstrahlend, ein echter Millionenseller: Platz vier in den USA, Platz zwei in Großbritannien und gleich sechs Wochen die Nummer eins in der spanischen Hitparade in diesem Sommer 1966: „Black Is Black“ von Los Bravos aus Madrid.

Eingespielt aber wurde der Song in London, weswegen auch die Sage geht, dass Jimmy Page, damals begehrter Sessionmusiker und nachmalige Led-Zeppelin-Größe, in dieser Nummer seine Finger mit im Gitarrenspiel hätte. Ein Gerücht halt. Gesichert aber ist der Berliner Anteil an diesem Welthit. Weil hier in Berlin ist der Sänger von Los Bravos 1944 geboren, Michael Kogel, der in einer gegenläufigen Gastarbeiterbewegung zu der Band kam, als die gerade einen Sänger suchte.

Den Sharon-Jones-Vergleich verdanken The Excitements aus Barcelona übrigens ihrer Sängerin Koko Jean Davis. Geboren in Mosambik und nach Stationen in den USA und Brasilien schließlich nach Spanien gekommen.

Und „Black Is Black“ und auch die anderen Titel von Los Bravos sollten schon einen Ehrenplatz finden am nächsten Freitagabend dann im Wowsville, Bar und Plattenladen in der Ohlauer Straße, wo man mit Tapas und spanischer Beatmusik diese spanische Invasion auch noch befeiert. THOMAS MAUCH