„Sehr stark von Angst geprägt“

Kammerbericht: ArbeitnehmerInnen in Bremen geht es nur auf den ersten Blick gut

Bremen taz ■ Dreien und Vieren, wenige Zweien und keine Einsen vergeben Bremer ArbeitnehmerInnen, wenn sie nach ihrem Befinden in Sachen Arbeit und Arbeitsplatz gefragt werden. Die Arbeitnehmerkammer hat in ihrem jährlich erscheinenden Bericht zur Lage der ArbeitnehmerInnen eine Umfrage unter 705 ihrer rund 280.000 Mitglieder in den Mittelpunkt gerückt.

Zwar ergab die Frage nach dem Lohnniveau eine „Zufriedenheit auf unterem Mittelniveau“, so Grundsatzreferent Peter Beier, die Nachfragen aber enthüllten Besorgniserregendes: Viele verdienen nicht genug, um Rücklagen fürs Alter zu bilden. Mehr als zwei Drittel fürchten um ihren Arbeitsplatz. Und die Frage, ob sie auch krank zur Arbeit gingen, beantworteten 80 Prozent der Befragten mit Ja. Überstunden sind für 80 Prozent selbstverständlich, und nur sechs Prozent gaben an, ihre Arbeit ohne Stress machen zu können. „Sehr stark von Angst geprägt, defensiv“ sei die Stimmung, so Peter Beier.

Es gibt auch Gutes zu vermelden: ArbeitnehmerInnen mögen ihre Stadt. Bremen mögen sie sehr, Bremerhaven sehr viel weniger, insgesamt gibt das einen guten Mittelwert. 80 Prozent bescheinigen Bremen eine „hohe Attraktivität“ und benennen das als Qualitätsmerkmale, was die Kammer politisch seit langem fordert – und wonach sie folgerichtig ihre Mitglieder auch gefragt hatte: soziales Klima, kulturelles oder Dienstleistungsangebot, Multinationalität.

Dem von der Handelskammer beschworenen „Alle-Mann-Manöver“ für Bremen erteilte Arbeitnehmerkammer-Geschäftsführer Peter Endl eine Zusage: „Aber es muss diesen Namen verdienen.“ Bisher seien es nur die Arbeitnehmer, die Opfer bringen sollen. Endl: „Da müssen beide Seiten dabei sein.“ sgi