Ab Montag rollen 18 Castoren nach Ahaus

Mit einer neuen Strategie will die Anti-Atom-Bewegung Angela Merkels Laufzeitverlängerungsplänen Paroli bieten

BERLIN taz ■ Neuer Castor-Alarm – diesmal gleich doppelt. Und erstmals kommt er ausschließlich Ostdeutschland: aus Dresden der eine, von Angela Merkel der andere.

„Die ersten sechs Castor-Lkws rollen Montag gegen 10 Uhr aus dem Zwischenlager Dresden-Rossendorf“, so ein Sprecher der Anti-Atom-Initiative X-tausendmal quer. Es geht um 951 abgebrannte Brennstäbe – eine Hinterlassenschaft des abgerissenen DDR-Forschungsreaktors in Rossendorf bei Dresden. In drei Transporten à sechs Castoren sollen sie ins Zwischenlager Ahaus gebracht werden – diesmal per Lkw über die Autobahn. Der erste Transport soll nach 600 Kilometern und 15 Stunden am Dienstagmorgen um ein Uhr Ahaus erreichen. „Wir werden das natürlich zu verhindern suchen“, erklärt Felix Ruwe, Sprecher der BI Ahaus. Mit über 1.000 DemonstrantInnen rechnet er, die „alle relevanten Zufahrtswege blockieren werden“.

Das wird es vielleicht wieder öfter geben in Ahaus: CDU-Chefin Angela Merkel will die Restlaufzeiten deutscher AKWs über den im Atomkonsens vereinbarten Zeitraum hinaus ausdehnen. Laufzeitverlängerung bedeutet natürlich mehr Atommüll – und im Ahauser Zwischenlager sind gerade mal 50 der 400 Stellplätze belegt. Merkel regte an, die AKWs so lange zu betreiben, wie dies technisch möglich sei – falls es Eon und Co. wünschen.

Das ruft offenbar ein Umdenken in der Anti-Atom-Szene hervor: „Weiterhin halten wir einen Atomausstieg, der diesen Namen wirklich verdient, für den einzig verantwortbaren Weg“, heißt es in einem gestern veröffentlichten Strategiepapier. „Kommt es zu einer schwarz-gelben Regierung müssen wir vielleicht in einem ersten Schritt gemeinsam mit den Grünen den ungeliebten Status quo verteidigen.“ X-tausendmal quer – bislang auf Blockadeaktionen konzentriert – kündigte unter dem Namen „ausgestrahlt“ eine Kampagne an, die „politisch und organisatorisch mehr machen wird“.

Da kommt der neue Castor-Transport gerade recht: „Weil drei Fahrten notwendig sind, planen wir nicht den Tag X, sondern zwei Widerstandswochen“, so Ruwe. Das Transportzeitfenster samt dem Rücktransport der mit spezieller Stoßdämpfertechnik ausgerüsteten Lkws reiche bis zum 14. Juni. Zum Ziel der Kampagne heißt es im Strategiepapier: „Unser Ziel ist es, nach der Bundestagswahl so stark zu sein, dass wir uns mit dem Wahlsieger anlegen können.“ Mal sehen, wie stark der Protest jetzt wird. NICK REIMER

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