KURZTRIP (1)
: Im Flughafen

Danach kam das Gate. Die Himmelspforte

Kurz darauf standen wir am Ende einer Schlange vor einer Schalterkabine. Die Schlange strahlte Reiselust aus. In der Kabine hockte eine dunkelblau uniformierte Frau mit hochgesteckten Haaren und schaute auf ihre Strumpfhosen. Sie hatte noch Zeit. Es hätte niemanden gewundert, wenn sie in diesem Moment eine Nagelfeile hervorgeholt und sich in aller Ruhe der Maniküre gewidmet hätte.

Irgendwann erklang ein göttlicher Befehl, und der Schalter öffnete. Die Passagiere zeigten ihre Tickets, schauten in uninteressierte Augen, erreichten das nächste Level. Beleg, Lächeln, Abschiedsformel, ein Schlurfen und Ziehen, bis man vor dem nächsten Laufband stand, dem nächsten Schalter, der nächsten Uniform. Das Bodenpersonal riss Streifen von den Tickets, beklebte Koffer rollten behäbig ins Tiefe. Ein Gefühl von Verlorenheit, das sich in der Abfertigungshalle weiter verstärkte. Waren die Architekten megalomanisch? Falsch informiert? Ging man von höheren Fluggastzahlen aus?

Hier kauft man ein, schaut sich um, schlendert umher, lehnt an Säulen und wartet, dass die Menschen in den Uniformen ihre Telefonate beendeten. Ich erinnere mich an meinen letzten Flug von Helsinki nach Hause. Der Flughafen von Helsinki besaß zu diesem Zeitpunkt noch Raucherräume. Also im Prinzip luftdicht verschlossene Aquarien, in denen Menschen aus aller Welt in aller Eile ihre Zigaretten verqualmten, um einerseits den Nachschub an Nikotin zu gewährleisten und andererseits schnellstmöglich aus dieser Dampfhölle wieder herauszukommen.

Danach kam das Gate. Die Himmelspforte. Und wieder uniformierte Frauen mit hochgesteckten Haaren. Die Anspannung stieg. Was folgte, hatte mit einer Geburt zu tun, mit Schläuchen und einer unglaublichen Enge. Einem Pressen in eine Maschine. RENÉ HAMANN