Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Heute Nachmittag wird in der Smetanastraße 53 vom Bund der Antifaschisten Weißensee-Hohenschönhausen an die ehemalige „Arbeiter-Colonie nebst Asyl für arme Israeliten“ erinnert, die ab 1923 in ein „Dauerheim für jüdische Schwachsinnige“ umgewandelt wurde und als Therapieeinrichtung vorgesehen war. Ab 1933 dann änderte sich die Aufgabe des Hauses schlagartig – nun diente es als Euthanasieanstalt, und mindestens 124 Menschen wurden von hier aus in Vernichtungslager verbracht. Im Rahmen dieser Gedenkveranstaltung soll der Opfer des Nationalsozialistischen Rassenwahns gedacht werden (15.45 Uhr). Morgen Abend gibt es in der neuen Neuköllner Theoriekneipe Laidak einen „Sozialrevolutionären Diskussionszyklus zum Thema Arbeiterräte“. Es geht um die linkskommunistische Opposition und ihren Kampf für einen demokratischeren Sozialismus. Beschäftigt wird sich diesmal mit der Entmachtung der Räte und der Bürokratisierung des Partei- und Staatsapparates in der UdSSR nach dem Tod Lenins. Am Mittwoch wird im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt über die Anschläge auf alternative Einrichtungen und die Drohungen gegen antifaschistisch Engagierte aufmerksam gemacht, mit denen Nazis seit rund drei Jahren in Neukölln ihren Unmut über ihre politische Bedeutungslosigkeit überspielen wollen. Welche Anschläge gab es, wie kann man gegen die Nazis kämpfen, und kann man linke Einrichtungen schützen? All diesen Fragen wird von Betroffenen auf dem Podium nachgegangen werden. Beim Roten Abend gleichfalls am Mittwoch im Zielona Gora wird dann über die neue Armut gesprochen. Joachim Maiworm beschreibt die Situation jener, die, unorganisiert und ohne Lobby, allein gegen Jobcenter, Arbeitgeber und Vermieter und deren Attacken kämpfen müssen

■ Euthanasieanstalt: Smetanastraße 53, Mo., 15.45 Uhr

■ Arbeiterräte: Laidak, Boddinstr. 42, Di., 19.30 Uhr

■ Antifa: Gemeinschaftshaus Gropiusstadt, Bat-Yam-Platz 1, Mi., 19 Uhr

■ Armut: Zielona Gora, Grünberger Str. 73, Mi., 20 Uhr