Mauerpark soll größer werden

STADTPLANUNG Südlich des Gleimtunnels soll der Park wachsen – im Norden jedoch kann gebaut werden

Schon auf dem Weg zum Sitzungssaal wird klar, wie emotional es gleich zugehen wird. Schüler von der Freien Schule am Mauerpark halten Transparente hoch, auf denen steht: „Kinder brauchen Grün“ und „Wir alle wollen den Mauerpark“. Mütter mit kleinen Babys suchen sich gute Sitzplätze, auch ältere Anwohner sind da und Vertreter sämtlicher Bürgerinitiativen rund um den Park. Im öffentlichen Ausschuss für Stadtentwicklung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte soll nun entschieden werden, wie es weitergeht mit dem Mauerpark.

Die Debatte beginnt verbittert: Der Ausschussvorsitzende Frank Bertermann (Grüne) und der Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung Carsten Spallek (CDU) müssen sich wütender Vorwürfe erwehren. Als Vertreter der Mauerpark Stiftung Welt-Bürger-Park zu Wort kommen, die nach wie vor strikt gegen Bebauung sind, tost hingegen der Applaus. Alexander Puell von den Freunden des Mauerparks verleiht seiner Kompromissbereitschaft Ausdruck und spricht sich für eine schnelle Erweiterung auch zum Preis behutsamer Bebauung aus – da ertönen laute Buhrufe.

Am Ende ist es jedoch genau dieser Vorschlag, den SPD, Grüne und CDU aufgreifen und mehrheitlich verabschieden: Der Mauerpark soll südlich des Gleimtunnels so schnell wie möglich um 3 Hektar erweitert werden, und zwar ohne Bebauung.

Land soll Fläche kaufen

Dazu soll Berlin die Fläche zwischen Bernauer Straße und Gleimstraße kaufen – die über 2 Millionen Euro dafür stammen aus einer Förderung der Allianz Umweltstiftung, die bei Nichterweiterung des Parks bis Ende des Jahres hätte zurückgezahlt werden müssen. Außerdem soll es den Flohmarktbetreibern und den Mauerseglern ermöglicht werden, die von ihnen genutzte Fläche zu kaufen oder per Erbpacht vom Land zu pachten.

Was allerdings nördlich des Gleimtunnels, also neben dem Kinderbauernhof Moritzhof, geschehen soll, stimmt weniger versöhnlich: Die Eigentümer des gesamten Areals, die österreichische CA Immo, will nur unter der Bedingung verkaufen, dass sie auf dem ihr verbleibenden Teil Baurecht bekommt. Im verabschiedeten Vorschlag der BVV steht nun schwammig, dass „Wohnbebauung denkbar“ sei. Genaueres soll mit der genannten Bürgerwerkstatt verhandelt werden – sehr zum Unmut der meisten Maueraktivisten, die die Bürgerwerkstatt als gekauft empfinden und sich selbst ausgegrenzt fühlen. Bleibt zu hoffen, dass bis zur Abstimmung über das Votum des Ausschusses in der BVV Mitte am 19. April die Proteste der Anwohner und Bürgerinitiativen noch lauter werden. SUSANNE MESSMER