„Wie beim Fahrrad-Dynamo“

VORTRAG Ulrich Christensen spricht über das tiefste Innere der Planeten und ihre Magnetfelder

■ 57, leitet beim Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung die Abteilung für Planeten und Kometen.

taz: Herr Christensen, ich mache mir Sorgen.

Ulrich Christensen: Worüber?

Nun, das Erdmagnetfeld wird schwächer und im Film „The Core“ führt das zur Katastrophe.

Die Stärke des Erdmagnetfeldes hat immer deutlich geschwankt. Das heißt noch nicht, dass es zu einer dieser gelegentlichen Pol-Umkehrungen kommt.

Was für „gelegentliche Pol-Umkehrungen“?!

Wir wissen, dass sich in Abständen von hunderttausenden von Jahren Nord- und Südpol umkehren. Während dieser Phase, die vielleicht zwei, dreitausend Jahre dauert, ist das Magnetfeld relativ schwach und nicht nach den geographischen Rotationspolen ausgerichtet.

Und wie wichtig ist das Feld nun für das Leben auf der Erde?

Für das Ökosystem hat es die wichtige Bedeutung, energiegeladene Teilchen abzulenken, die von der Sonne oder von weiter weg kommen. Wenn dieser Schutz wegfiele, würden sie auch noch von der Atmosphäre abgehalten. Möglicherweise aber würde eben diese dadurch über Jahrmillionen weg erodieren. Eventuell ist das auch beim Mars der Fall gewesen. Das erforschen wir ebenso wie die Magnetfelder des Jupiters, Merkurs oder anderer Planeten.

Was können sie dabei herausfinden?

Sie sagen etwas über den Aufbau des tiefen Inneren der Planeten und über Prozesse, die darin ablaufen. Ein inneres Magnetfeld zeigt mit Sicherheit an, dass es einen flüssigen Kern gibt, in dem ein Dynamoprozess ablaufen kann.

Welcher Dynamoprozess?

Das funktioniert ähnlich wie bei einem Fahrraddynamo oder der Lichtmaschine im Auto: Um Strom zu erzeugen, braucht man einen guten elektrischen Leiter, der sich in einem Magnetfeld bewegt – bei der Erde ist es das flüssige Eisen im Inneren. Wenn der Leiter sich schnell genug bewegt, fließt Strom. Dieser ruft das Magnetfeld hervor, das wir an der Oberfläche messen.

INTERVIEW: JPB

20 Uhr, Hochschule Bremen, Werderstraße 73, Hörsaal B 120