Acht Tote im Ärmelkanal

Ein mit Dutzenden Geflüchteten besetztes Boot ist am Samstag aus Seenot gerettet worden

Beim Versuch, von Frankreich aus nach Großbritannien überzusetzen, sind erneut mehrere Menschen ums Leben gekommen. Acht Todesopfer seien bestätigt, teilte die Präfektur des Départements Pas-de-Calais am Sonntag mit. Das mit Dutzenden Menschen besetzte Boot war am Samstag kurz vor Mitternacht nahe der Stadt Ambleteuse aus Seenot gerettet worden. Ein französisches Schiff sei zu Hilfe gekommen und 53 Personen seien am Strand erstversorgt worden. Acht Personen hätten aber nicht mehr gerettet werden können, teilte die Präfektur mit. Bei der Suche nach möglichen Vermissten wurde niemand mehr im Wasser entdeckt.

Sechs Personen seien gleich ins Krankenhaus gebracht worden, sagte der Präfekt von Pas-de-Calais, Jacques Billant. Unter ihnen sei auch ein unterkühltes zehn Monate altes Baby. Die Überlebenden des Unglücks kamen nach seinen Angaben aus Eri­trea, dem Sudan, Syrien, Afghanistan, Ägypten und dem Iran. Sie wurden in eine Sporthalle in Ambleteuse gebracht.

Vor weniger als zwei Wochen waren zwölf Migrantinnen und Migranten ums Leben gekommen, als ihr Boot im Ärmelkanal auseinanderbrach. „Es ist fürchterlich“, sagte der britische Außenminister David Lammy der BBC über die neue Tragödie.

Weitere Rettungsaktionen waren am Sonntag entlang der gesamten Küste von Pas-de-Calais im Gange – bei stürmischen Wetterbedingungen und aufgewühlter See. Am Samstag retteten Schiffe der französischen Küstenwache und der Marine 200 Menschen aus den tückischen Gewässern der Region, wie die Präfektur mitteilte. Die Behörde erklärte darüber hinaus, sie habe am Samstag 18 Versuche von Migrantinnen und Migranten beobachtet, die mit Booten von Frankreich nach Großbritannien gelangen wollten.

Erst Anfang September waren beim Versuch der Überquerung des Ärmelkanals zwölf Menschen ums Leben gekommen. Es war das schlimmste Unglück mit einem Flüchtlingsboot auf dem Weg nach Großbritannien seit Jahresbeginn.

Bislang sind seit Jahresbeginn nun insgesamt mindestens 45 Menschen bei der Überfahrt über den Ärmelkanal ums Leben gekommen. Insgesamt kamen seit Januar nach Angaben der britischen Behörden mehr als 22.000 Migranten mit Booten über den Ärmelkanal nach England. Die im Juli gewählte Labour-Regierung hat angekündigt, die irreguläre Einwanderung zu verringern. (dpa, afp)