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:

taz-sonderprojekt zu „10/7“
: Rekonstruktion einer Zäsur

In der Ausgabe vom 9. Oktober 2023 – dem Montag nach dem Überfall der Hamas auf Israel – titelte die taz: „Israel im Krieg: Heftigste Angriffe seit 50 Jahren“. Und ein paar Seiten weiter im Blatt findet sich die Überschrift „Eine Zäsur für die Entwicklungsarbeit“.

Rückblickend wissen wir: Nicht nur für die westliche Entwicklungsarbeit, etwa mit dem Palästinenserhilfswerk UNWRA, war der 7. Oktober 2023 tatsächlich eine Zäsur – ein nicht rückgängig zu machender Umbruch.

Und zwar besonders für die Menschen in Israel, den palästinensischen Autonomiegebieten, vor allem im Gazastreifen und im Nachbarland Libanon. Für Jüdinnen und Juden, wie auch Palästinenser und Palästinenserinnen weltweit. Für die internationalen Beziehungen zwischen der westlichen Welt und ihren arabischen Partnern oder Iran, sowie das Verhältnis zwischen Israel und seinen Verbündeten. Begriffe wie „Staatsräson“, der deutschen, werden mit neuer Verve diskutiert, von verschiedenen Seiten.

Und zwischen propalästinensischen Protesten und der antisemitischen Diskriminierung israelischer Künstler in der deutschen Clubszene wird immer deutlicher: Nichts scheint mehr so, wie es einmal war.

In einer achtseitigen Sonderbeilage unter dem Motto „Rekonstruktion“ zum ersten ­Jahrestag des „7. Oktober“ blicken wir auf ein Jahr voll radikaler Veränderung. taz-Autor Konstantin Nowotny schreibt beispielsweise darin: Wie einst 9/11 den Beginn einer neuen Ära einläutete, so markiert 10/7 ebenfalls ein neues Zeitalter – zumindest aus Perspektive Israels und der westlichen Staatengemeinschaft.

taz Talk mit Fania Oz-Salzberger

In zwei taz Talks vertiefen wir außerdem, welche Auswirkungen 10/7 auf die Menschen in der Region hat. Am Samstag, 5. Oktober, diskutieren wir mit der Historikerin und Autorin, Fania Oz-Salzberger, über ein Jahr des Umbruchs in Israel. Oz-Salzberger ist schon lange mit ihren klaren Analysen zur innenpolitischen Lage Israels und dem Verhältnis des mehrheitlich jüdischen Staates zu den Pa­läs­ti­nen­se­r:in­nen und seinen arabischen Nachbarn eine wichtige Stimme der israelischen Linken – und damit auch gegen die Regierung Netanjahu. Mit 10/7 scheinen jedoch alle Argumente, die über die Jahre für Frieden und ein Zusammenleben mit den palästinensischen Nachbarn vorgebracht wurden, vor der wachsenden Radikalisierung beider Seiten hinfällig.

Wie der 7. Oktober 2023 die palästinensische Gesellschaft veränderte, diskutieren wir am Montag, 7. Oktober 2024, mit Hamza Howidy, Oppositioneller aus Gaza und dem Nahostwissenschaftler Tom Khaled Würdemann. Welche Perspektiven auf eine Lösung des Konflikts lassen sich nun, ein Jahr später, angesichts des Grauens von 10/7 und der über 40.000 Opfer infolge der israelischen Militäroperation in Gaza, noch öffnen? Wir freuen uns auf Ihr Interesse. Lisa Schneider

Verfolgen Sie die taz Talks zum 7. Oktober: taz.de/talks