Nato hilft Afrikas Truppe in Darfur

Afrikanische Union berät heute mit Nato und EU über eine massive Verstärkung und Effektivierung ihrer bisher zahnlosen Friedenstruppe in Sudans Kriegsregion Darfur. Sudan ist einverstanden – solange keine außerafrikanischen Soldaten kommen

VON FRANÇOIS MISSER

Eine Premiere steht heute bei der Afrikanischen Union (AU) an: Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer nimmt an einer Geberkonferenz in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba teil, auf der über eine Unterstützung der Nato für die AU-Friedenstruppe im sudanesischen Darfur abgestimmt werden soll. Die Nato bietet US-amerikanische und kanadische Flugzeuge zum Truppentransport an, damit die AU-Truppe von heute rund 2.000 Soldaten bis August auf 6.171 Soldaten und 1.560 Polizisten erweitert werden kann. Im September sollen weitere 4.700 Mann folgen. Ruanda, Südafrika, Nigeria und Senegal wollen Soldaten stellen. Die Nato hat auch Hilfe auf der Kommandoebene angeboten.

Die Nato-Premiere bei der AU folgt auf eine AU-Premiere bei der Nato. AU-Generalsekretär Alpha Oumar Konaré, gekleidet in das traditionelle weite Gewand, hatte am 17. Mai das Nato-Hauptquartier in Brüssel besucht und um Unterstützung geworben. Um europäische Nato-Mitglieder zu beruhigen, die auf die Stärkung der EU setzen, betonte Konaré den „nicht exklusiven“ Charakter der AU-Nato-Zusammenarbeit. In Addis Abeba wird nun auch die EU Hilfe anbieten.

Für den massiven Ausbau der AU-Beobachtertruppe in Darfur gibt es grünes Licht aus Khartum. Die Regierung des Sudan, eines der 15 Mitglieder des AU-Sicherheitsrats, verlangte lediglich, dass keine nichtafrikanischen Soldaten in Darfur eingesetzt werden. Der Krieg dort hat über 100.000 Tote und 2 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene produziert.

Ob Sudans Bedingung eingehalten wird, ist allerdings nicht sicher. Das Hilfsangebot an die AU enthält Aspekte, die eine Präsenz europäischer Spezialisten vor Ort nach sich ziehen würden. So sollen 21 Nato-Offiziere die AU-Kommandokette unterstützen, die von der AU-Zentrale in Addis Abeba bis in ihr Hauptquartier in El Fasher in der Provinz Norddarfur reicht. Die EU-Hilfe wiederum erstreckt sich auf die Ausbildung und Vorauswahl afrikanischer Eingreiftruppen und die Entsendung von Planungsoffizieren nach Addis Abeba, Khartum und El Fasher. Großbritannien soll 600 Fahrzeuge zugesagt haben, Frankreich eine logistische Hilfe, ausgehend von den französischen Militärbasen im Nachbarland Tschad.

Experten von EU, AU, Nato und den USA hatten im März eine gemeinsame Evaluierungsmission durchgeführt und der AU-Truppe „Amis“ eine Umstrukturierung der Kommandostruktur und bessere Koordination zwischen den Truppenkommandanten und der Waffenstillstandskommission der Mission empfohlen. Acht Militärexperten und ein Polizeiexperte aus Europa sind ohnehin bereits bei der AU-Truppe in Darfur stationiert. Sie kommen aus Österreich, Dänemark, Großbritannien, Frankreich, Italien, Schweden und den Niederlanden.

Vorbehalte gegen eine Nato-Rolle in Darfur gibt es nicht nur im Sudan, sondern auch in Frankreich. Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop betont daher die „humanitäre“ Zielsetzung der Unterstützung. Es gehe nicht darum, den „Gendarmen Afrikas“ zu spielen, sagte er nach seinem Treffen mit AU-Präsident Konaré in Brüssel.

Die Nato dehnt seit einiger Zeit ihre Präsenz in Afrika aus, was in Frankreich, das Teile Afrikas für sich als Hinterhof reklamiert, zu Irritationen führt. Paris lehnte ein Nato-Manöver in Mauretanien 2006 ab; es soll nun auf den Kapverden stattfinden.

Auf dem Gipfel in Prag im November 2002 hatte die Nato zuerst beschlossen, weltweit Kriseninterventionskräfte aufzustellen. Mit Marokko, Algerien und Tunesien besteht bereits eine Partnerschaft.