Das schwarze Kreuz von Altona

FERNWÄRMETLEITUNG Widerstand gegen die unterirdische Trasse von Moorburg nach Hamburg. Die Linke beklagt intransparentes Genehmigungsverfahren

Die Leitung ist 12,3 Kilometer lang, sie wird bis zu 136 Grad heißes Wasser vom Kraftwerk Moorburg in das Hamburger Fernwärmenetz transportieren.

■ Bauzeit: voraussichtlich drei Jahre.

■ Kosten: 200 Millionen Euro.

■ Kollateralschäden: Die insgesamt 397 für die Trassenarbeiten zu fällenden Bäume werden durch die dreifache Zahl an Jungbäumen ersetzt.

■ Vattenfalls Beitrag: 291 Setzlinge pflanzt Vattenfall, rund 900 die Umweltbehörde, die dafür von Vattenfall 876.000 Euro erhält.

Das gelbe Holzkreuz ist im Wendland ein verbreitetes Symbol für den Kampf gegen die Castor-Transporte ins Atommülllager Gorleben. Auch in Altona sollen bald Kreuze das Straßenbild bevölkern – in schwarz. „Schwarz wie die Kohle“, begründet der Hamburgs Bundestagswahl-Spitzenkandidat der Linken, Jan von Aken, die Farbwahl.

Die Kreuze sollen ein sichtbarer Ausdruck für den Widerstand gegen die unterirdische Fernwärmeleitungstrasse sein, die das im Bau befindliche Kohlekraftwerk Moorburg mit 180.000 Hamburger Haushalten verbinden soll. Die gestern gestartete Widerstands-Kampagne soll ihren Schwerpunkt in St. Pauli und Altona haben. Ein Teil der 12,3 Kilometer langen Leitungstrasse soll hier verlaufen, bevor sie am Diebsteich endet.

Da insgesamt fast 400 teils altehrwürdige Bäume für das Vorhaben gefällt werden und zudem mehrere Kleinbiotope südlich der Elbe von dem Trassenbau beeinträchtigt werden, fordert die Linke zusammen mit den örtlichen Initiativen „ein öffentliches Planfeststellungsverfahren“, in dem die Anwohner Einwände erheben können. „Die grüne Umweltsenatorin hat den Bau der Trasse ohne Bürgerbeteiligung klammheimlich genehmigt“, klagt die Fraktionschefin der Linken in der Bürgerschaft, Dora Heyenn.

Behördensprecher Volker Dumann setzt dagegen: Man habe sich für das „schlankere Genehmigungsverfahren ohne breite Bürgerbeteiligung“ entschieden, weil man Klagen vermeiden und mit der Fernwärme „nicht gerade die ökologischste Komponente von Moorburg“ behindern wollte. Dieses Verfahren sei üblich und „kein Kotau vor Vattenfall“.

„Wir tun alles, um die Fernwärmetrasse zu stoppen, denn ohne sie rechnet sich der Klimakiller Moorburg nicht“, gibt Jan van Aken den Protest-Kurs vor. Bereits kommenden Samstag ist eine Fahrrad-Demo entlang der Trasse geplant, zu der auch Robin Wood, Rettet die Elbe, Teile von Attac und einige lokale Initiativen aufrufen. Sie soll um 16 Uhr beim Bernstorffstraßenfests beginnen.

Der Fahrradkonvoi dürfte nur den Auftakt für einen „entschlossenen und breit angelegten Widerstand gegen die von der Struktur her sehr angreifbare Fernwärmetrasse“ bilden, den eine „Gruppe Elchtest“ im Internet ankündigt. Bei Vattenfall beobachte man „solche Ankündigungen“, gibt Unternehmenssprecherin Sabine Neumann zu Protokoll. Man wolle aber „keine öffentlichen Auskünfte zu Sicherheitssystemen“ geben.

MARCO CARINI