DFB-Auswahl mit Kantersieg: Stimmung, Tore, Sensationen

Der attraktive 5:0-Sieg der DFB-Nationalmannschaft gegen Ungarn in der Nations League ist ein veritables Versprechen an die Zukunft.

Krönung des Konters: Jamal Musiala erzielt das 2:0.

Krönung des Konters: Jamal Musiala erzielt das 2:0 Foto: Bernd Thissen/dpa

Es hätte kaum einen besseren Termin für eine öffentliche Übungsstunde als an diesem Sonntagmorgen geben können. 7.000 mit einem Gratisticket ausgestattete Anhänger konnten im Paul-Janes-Stadion von Düsseldorf noch einmal aus nächster Nähe einen Teil jener Protagonisten erleben, die am Tag zuvor 49.235 Augenzeugen in der Arena beim Nations-League-Auftakt gegen Ungarn (5:0) verzückt hatten.

Sportdirektor Rudi Völler konnte den Menschen zurufen: „Wir haben die Massen begeistert. Wir haben gestern alle gemeinsam einen wunderbaren Abend erlebt.“ Mag es mit dem Sommerwetter in Deutschland vielleicht schlagartig vorbei sein, so hält das Hoch über der Nationalmannschaft unverändert an.

So schnell verfliegt die bei der Heim-EM geschürte Euphorie offenbar nicht, wenn Vorträge einen so hohen Unterhaltungsfaktor besitzen. „Völlig losgelöst“ drehten vor allem Jamal Musiala und Florian Wirtz am Rheinufer auf. Und wer gegen Mitternacht auf die nächste Bahn der U78 Richtung Innenstadt wartete, schaute sich beim Warten einfach noch mal deren Geniestreiche an. Die als „Wusiala“ titulierten Zauberkünstler hatten tolle Momente kreiert.

Wusiala wuselt wunderbar

Die beiden 21-Jährigen vom FC Bayern und Bayer Leverkusen bilden in dieser Verfassung das vielleicht spannendste Tandem im Weltfußball, weshalb Julian Nagelsmann auf der Pressekonferenz ins höchste Regal griff. „Beide haben das Potenzial, den Ballon d’Or zu gewinnen. Das Talent haben sie, sie können alles“, beschied der Bundestrainer. Wirtz ist nominiert, Musiala nicht. Wegen deren Veranlagung sprach Mittelstürmer Niclas Füllkrug von einem Geschenk: „Da werden alle deutschen Zuschauer die nächsten Jahre sehr, sehr viel Spaß dran haben.“

Dafür benannte Nagelsmann zwei Voraussetzungen: Sie müssten zum einen gesund bleiben, zum anderen den Fleiß behalten, doch aktuell besteht eigentlich keine Sorge. Beide seien doch „nette, normale Typen“; für ihn sind seine Zehner fast schon zu „viel unterwegs“, denn: „Nicht jeder Lauf ist sinnvoll.“ Aber in ihrer Umtriebigkeit liegt ihre Unberechenbarkeit begründet. Da verstehen sich zwei Instinktfußballer beinahe blind. Als würden sie im Verein täglich zusammenspielen – vielleicht passiert das nächste Saison, wenn die Bayern alles für eine Wirtz-Verpflichtung unternehmen werden. Hinter den Kulissen sollen dem Vernehmen nach längst die Bedingungen ausgelotet werden.

„Es macht immer Spaß, mit Flo rumzuzocken“, sagte Musiala. Beim 1:0 von Füllkrug waren die Edeltechniker in eine Traumkombination involviert (27.), das 2:0 erzielte Musiala nach Wirtz-Vorlage (58.), ehe Musiala für Wirtz beim 3:0 auflegte (66.). Der eingewechselte Aleksandar Pavlović mit seinem ersten Länderspieltor (77.) und Kai Havertz (81., Foulelfmeter) machten die Gala perfekt. Damit war die „Connection“ (O-Ton Nagelsmann) zu den Fans fraglos hergestellt.

Klar, kleine Kritikpunkte gab es von seiner Seite auch; die zarten Anlaufschwierigkeiten jeweils in den ersten zehn Minuten, vor allem die weiterhin verbesserungswürdige Chancenverwertung. Gleichwohl überwog diese Erkenntnis: „Man hat die Lust am Siegen gespürt. Diese Lust, dieser Fleiß, das wollen wir sehen.“ Sein Team hat auch ohne die Galionsfiguren Manuel Neuer, Toni Kroos, İlkay Gündoğan und Thomas Müller angedeutet, dass es nicht völlig abwegig ist, bei der WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko höchste Ziele anzupeilen.

„Wenn wir die nächsten 19 Spiele bis zur WM auch noch gewinnen, zähle ich uns zum Favoritenkreis. Auch wenn wir nur 14 gewinnen“, sagte der 37-Jährige mit ironischem Unterton. Ernst gemeint war dies: „Die Chemie in der Gruppe ist außergewöhnlich und der Nährboden für das, was wir erträumen zu erreichen.“ Und allemal erstaunlich, wie viele Rädchen jetzt schon ins andere greifen. Bei allen scheint angekommen, dass sich auch in der Nations League die Anstrengungen lohnen. Das sei kein „La-Paloma-Turnier“ hatte Nagelsmann im Vorlauf gesagt – im Nachgang schwappte die „La-Ola“-Welle über die Ränge.

Nun kann eigentlich nichts Besseres passieren, als dass die DFB-Auswahl gegen die Niederlande in Amsterdam (Dienstag 20.45 Uhr/RTL) einen Härtetest gegen einen besseren Gegner bestreitet.

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