Teurer Besuch beim Spitzenspiel

PREISPOLITIK Wenn der Hamburger SV demnächst den FC Bayern empfängt, soll der Eintritt bis zu 100 Euro kosten. Dabei hatte sich der HSV-Vorstand gerade erst für teure Tickets entschuldigt

Wann der Hamburger SV im Volksparkstadion gegen den FC Bayern München spielt ist noch nicht klar. Zwischen dem 25. und 27. September. Klar ist aber, was es kostet: viel. Der günstigste Sitzplatz wird 40 Euro kosten, der teuerste 94 Euro. In allen Kategorien wurden die Ticketpreise über das Maß, das für sowieso teurere Spitzenspiele gilt, hinaus angehoben.

Der HSV hat Spieler mit hohen Ablösesummen verpflichtet, nun wird den Fans in die Tasche gegriffen, um das Geld wieder hereinzuholen. Alle Heimspiele sind in die Kategorien A, B und C mit je unterschiedlichen Preisen eingeteilt.

Die Bayern sind eine Kategorie für sich: A plus, wie in der vergangenen Saison das Spiel gegen Bremen. Damals kostete der teuerste Sitzplatz 97 Euro. Bernd Hoffmann, der HSV-Vorstandsvorsitzende, ist zusammen mit HSV-Finanzchef Cay Dingworth und der Takko-Geschäftsführerin Erika Tertilt persönlich haftender Gesellschafter der hundertprozentigen HSV-Tochter „HSV-Arena GmbH & Co.KG“. Die GmbH macht die Ticketpreise.

Es ist sieben Monate her, da fand eine Hauptversammlung des HSV statt, auf der Hoffmann bezüglich der Preise fürs Bremen-Spiel sagte: „97 Euro für eine Karte, ja, das war daneben, tut mir leid. Das wird nie wieder vorkommen.“ Nun kommen 94 Euro vor. Ralf Bednarek, Leiter der 47.000 Mitglieder starken „Supporters“ und im Zivilberuf Rechtsanwalt, ärgert sich, „dass wir nun wieder so einen Fall haben“. Im Forum der HSV-Fans gibt es einen Thread, in dem sich etliche Fans beklagen. Hoffmann wird „Wortbruch“ vorgeworfen. „Wir kriegen“, vermutet Bednarek, „Verhältnisse wie in England, dort können sich Fans den Eintritt nicht mehr leisten, dafür kommen andere Leute ins Stadion“. Das verändert die Stimmung, die Atmosphäre. Bednarek vertritt den Standpunkt, dass Fußballspiele „für alle finanzierbar sein müssen“. Rechtlich ist, so Bednarek, „nichts gegen die Ticketpreise zu machen, nur Protest anbringen“.

Könnte sein, dass der 24. August eine Gelegenheit für Protest ist. Die HSV-Supporters starten auf dem Bürgerkanal Tide eine TV-Sendung: „Supporters TV“, ein „Fußball-Talk von Fans für Fans“. Die Sendung wird jeden vierten Montag im Monat um 21 Uhr laufen, moderiert vom Spiegel-Journalisten und HSV-Supporter Manfred Ertel. Zur Premiere kommen Mannschaftskapitän David Jarolim und Hoffmann. ROGER REPPLINGER