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: Zerstörte Sicherheit

Welche Folgen haben Hausdurchsuchungen bei Betroffenen, fragt eine Doku

Polizist beim Einsatz aus der Dokumen­tation Screenshot: youtube/taz

Die damals 16-jährige Louise hat zunächst keine Ahnung, was los ist, als Polizeieinheiten die Wohnung ihrer Eltern stürmen. Fensterscheiben klirren, es herrscht Chaos. Louises Vater wird auf den Boden gedrückt, Polizisten setzen sich auf ihn. „Ich dachte, dass sie ihn umbringen“, schildert Louise die Szene, die bei ihr Bilder der Ermordung George Floyds in Erinnerung ruft. Seither fühle sie sich nicht sicher. „Dieses Zuhause, wo niemand reinkommt. Das wurde zerstört.“

Dem nichtkommerziellen Medienkollektiv Le-Je ist es mit der Doku „Zwischen Trauma und Gewalt“ gelungen, etwas Licht in eine Thematik zu bringen, die sonst wenig Öffentlichkeit erhält: die psychischen und sozialen „Kollateralschäden“ von Hausdurchsuchungen. Der Film behandelt den 15. März 2023, als die Polizei in Leipzig und Jena 13 Razzien durchführt. Sie sucht nach Antifas, die einen Monat zuvor Neonazis in Budapest am sogenannten „Tag der Ehre“ angegriffen haben sollen – einem wichtigen Termin für die europäische Neonaziszene.

Doch trotz vorheriger Ermittlungen sei in keiner Wohnung eine beschuldigte Person gewesen – sondern lediglich Eltern, Geschwister und Mit­be­woh­ne­r:in­nen. Die Polizei habe Türen mit Rammen aufgebrochen, sich in zwei Fällen aber in der Wohnung vertan. Kinderzimmer seien gestürmt, Betroffene mit Kabelbindern gefesselt worden. Ein Beamter soll Louises Mutter gesagt haben: „Wollen Sie wirklich, dass wir so gewaltsam mit ihnen sind, während Ihre Kinder zuschauen?“ – weil sie einen Anwalt anrufen wollte.

Eindringlich zeigt der Film so die Leichtfertigkeit, mit der die Polizei psychische Schäden bei Durchsuchungen in Kauf nimmt. Sieben Betroffene seien folgend aus ihrer Wohnung ausgezogen, heißt es im Film. Ein Psychologe berichtet von Symptomen posttraumatischer Belastungsstörung: Schlafstörungen, Schreckhaftigkeit, Flashbacks, Panik bei Kontakt mit der Polizei. Es wird auch deutlich, wie diese Gewalt die linke Szene zu zermürben droht. So bleibt am Ende die Frage zurück, ob die Folgeschäden tatsächlich „nur“ in Kauf genommen werden – oder selbst Teil der Polizeistrategie sind.

„Zwischen Trauma und Gewalt“,

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