Plutonium kommt nach Grohnde

STRAHLUNG Bundesamt für Strahlenschutz genehmigt Transport von Mox-Brennelementen aus der britischen Atomfabrik Sellafield. Umweltschützer warnen vor den Risiken bei einem Unfall

Bei einem Unfall des Atomtransports könnten Plutonium-Partikel frei werden

Die Lieferung von 16 plutoniumhaltigen Mischoxid (Mox)-Brennelementen von der britischen Atomfabrik Sellafield an das niedersächsische Atomkraftwerk Grohnde ist genehmigt. Das teilte gestern das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) mit. Wann der Transport stattfinde und welche der beantragten Routen genutzt werde, liege in der Verantwortung des Genehmigungsinhabers, der Firma Nuclear Cargo + Service.

Mehrere norddeutsche Hafenstädte wie Emden und Cuxhaven sperren sich gegen den Umschlag der radioaktiven Fracht. Die Bremer Bürgerschaft beschloss im Januar die Änderung des Hafenbetriebsgesetzes. Transporte von Kernbrennstoffen sollen so lange verboten bleiben, wie es kein umfassendes Konzept des Bundes zum Atomausstieg gibt.

Atomkraftgegner rechnen jedoch damit, dass die Lieferung der Mox-Elemente per Schiff bis Belgien und dann weiter mit LKW durch Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen erfolgt. Als mögliche Alternativen in Niedersachsen gelten Wilhelmshaven, Brake und Nordenham.

Umweltschützer kritisieren den Transport vor allem mit Blick auf das Plutonium. Die 16 für Grohnde bestimmten Brennelemente enthielten rund 400 Kilogramm dieses gefährlichen Stoffes, sagt Tobias Darge vom Jugend-Umwelt-Netzwerk Niedersachsen. Bei einem Unfall des Atomtransports mit längerem Brand oder starkem Aufprall könnten Plutonium-Partikel frei werden. Eingeatmet verursache schon ein Millionstel Gramm Plutonium Krebs.

Für zusätzliche Unruhe sorgen Warnungen der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW vor erhöhter Strahlung während der beim AKW Grohnde anstehenden Reaktor-Revision. Durch den Austausch der Brennstäbe und das Öffnen des Reaktordruckbehälters würden größere Mengen radioaktiver Substanzen über den Kamin in die Umgebung abgegeben, sagt die langjährige IPPNW-Vorsitzende Angelika Claußen.  REIMAR PAUL