Weltliteratur aus Chemnitz

Chemnitz, geschiedene Marx, ist eine Stadt, der bis zum Nachwendebauboom (seitdem ist sie normal hässlich) die Narben des Krieges deutlich anzusehen waren. Die damalige Bezirksstadt war Heimat der Wismut AG, die als Uranförderunternehmen einen Staat im Staate mit eigenen Autokennzeichen darstellte. Hier war lange Zeit auch die Schriftstellerin Irmtraud Morgner zu Hause, deren opulenter, beinahe barocker Schreibstil völlig untypisch für die DDR war. Ihr Humor und die chirurgisch angesetzte Analyse gesellschaftlicher Zustände und der Geschlechterverhältnisse haben Morgner eine Ausnahmestellung in der deutschsprachigen Literatur gegeben. Ihr viel zu früher Tod 1990 beendete ein hochproduktives Schaffen, um dessen Erhalt sich derzeit insbesondere der Berliner Verbrecherverlag verdient macht. Am 23. August (12 Uhr) zeigt das Moviemento (Kottbusser Damm 22) Beate Kunaths dokumentarische Annäherung an Leben und Werk der Schriftstellerin „…geradezu heraus. Irmtraud Morgner“.