„Kinder sind die geborenen Philosophen“

Schwerpunkte der diesjährigen Kölner KinderUni sind Natur und Kunst. Kinder zwischen acht und zwölf besuchen bis zum 4. Juni Vorlesungen und Workshops. Und lernen in 45 Minuten, was Studierende in einem Semester verarbeiten

Adrian will sich erst mal mit dem Nötigsten eindecken. Das Vorlesungsverzeichnis hat er schon, als eifriger Kinderstudent weiß er auch schon genau, welche Veranstaltungen er belegen will: „Das Elefantending natürlich und nächste Woche irgend so was mit Zähnen“. Der Zehnjährige wäre auch gerne noch zum Zeitungsworkshop der Kölnischen Rundschau gegangen, aber „da ist ja nur für so wenige Platz“. Die Türen zum großen Vorlesungssaal gehen auf, und schon stürmt er hinein. „Wie im Kino!“ staunt ein Mädchen. „Komm, wir setzen uns in die letzte Reihe, da sieht man am besten“, ruft sie ihrer Freundin zu. Beide stolpern die Treppe der Aula im Hauptgebäude der Kölner Uni hoch. Andere betreten den Raum eher vorsichtig. „Und das ist ein Hörsaal“, erklärt eine Mutter ihrer kleinen Tochter.

Die Elefanten-Vorlesung ist nur die erste von insgesamt 20 Veranstaltungen, die noch bis zum 4. Juni im Rahmen der Kölner KinderUni angeboten werden. Die Vorlesungen haben keine Teilnehmerbegrenzung, Kinder zwischen acht und zwölf Jahren können mitmachen – die Workshops sind allerdings bereits belegt. „Natur und Kunst“ sei der Schwerpunkt der diesjährigen KinderUni, so deren Leiterin, Ursula Pietsch-Lindt. Damit orientiere sich die KinderUni, die zum dritten Mal stattfindet, am Universitätstag am 3. und 4. Juni, an dem sich die Hochschule der Öffentlichkeit vorstellt.

Als Erstes lernen die Kinderstudenten, dass in der Uni nichts pünktlich beginnt. 15 Minuten zu spät kommen, ist erlaubt, erst dann fängt die Veranstaltung an. Zuerst werden Eltern und Kinder begrüßt. Anschließend erklärt Prorektorin Barbara Dauner-Lieb, dass sich keiner wundern müsse, wenn er mit „Sie“ angesprochen werde.

Professor Gunther Nogge, Direktor des Kölner Zoos und Dozent am Zoologischen Institut, beginnt seine Vorlesung. „Elefanten: Gestern-Heute-Morgen“, heißt das Thema. Nachdem er die „Damen und Herren“ begrüßt hat, lässt er das mit dem „Sie“ aber sein. Doch abgesehen davon werden die 8- bis 12-Jährigen wie echte Studierende behandelt. Wozu er mit den richtigen Studenten ein ganzes Semester gebraucht habe, das werde er mit den Kindern jetzt in 45 Minuten durchnehmen, erklärt er. Afrikanische und asiatische Elefanten gibt es, erfahren die Zuhörer. Die großen Grauen sind aber inzwischen so selten geworden, dass der Kölner Zoo jetzt versucht, eine ganze asiatische Elefantenherde zu züchten.

Lukas interessiert das alles nicht. Er lässt die Tischplatte vor sich immer wieder runter- und zurückschnappen. Während die meisten Kinder mit gespitzten Ohren zuhören, was der Professor sagt, scheint bei anderen die Motivation der Eltern größer zu sein als die eigene.

Die Vorlesungsthemen orientieren sich an aktueller Forschung, die Inhalte werden jedoch „auf Kinderniveau runterdekliniert“ (Pietsch-Lindt). Nicht nur die Kunst- und Naturwissenschaftler bieten Veranstaltungen an, auch andere Fachbereiche sind mit Vorlesungen vertreten. „Hat der Baum eine Seele?“, heißt etwa eine Philosophievorlesung. „Kinder sind die geborenen Philosophen!“ Ursula Pietsch-Lindt strahlt. „Und das Frageinteresse ist groß“, schwärmt sie.

Adrian zückt seinen Studentenausweis – nach jeder Vorlesung gibt‘s einen Stempel. Wer zehn Stempel gesammelt hat, darf sich „diplomierter Kinderstudent“ nennen. Aber das bedeute auch, so Ursula Pietsch-Lindt, „dass man versprechen muss, das gesammelte Wissen weiterzugeben“. Wie bei den Großen eben. MARIE-SOPHIE MÜLLER

Nächste Vorlesungen: „Wenn es blitzt und donnert im Kopf“, Hörsaal II, Uni-Hauptgebäude, Albertus-Magnus-Platz, 30. 5, 16-17 Uhr „Warum wachsen Bäume nicht in den Himmel?“, 30.5, 17-18 Uhr am selben Ort. Das komplette Vorlesungsverzeichnis liegt im Kölner Buchhandel und in den Stadtbibliotheken aus