BVB im ersten Heimspiel: Mit leichtem Geschütz

Die Proteste gegen Rheinmetall beim BVB fallen weniger drastisch aus als die Anti-DFL-Proteste der Vorsaison. Dafür bietet das 2:0 sportlich Freude.

Eine Panzer-Atrappe umringt von Dortmund-Fans. Eine Person trägt eine Maske mit dem Gesicht von Rheinmetall-Chef Armin Papperger und hält eine Rote Karte hoch

Die berühmte Panzer-Atrappe samt Konterfei von Rheinmetall-Chef Armin Papperger Foto: Bernd Thissen/dpa

Endlich ein echter Panzer! Nachdem das Internet überflutet worden war mit Karikaturen von BVB-Kriegsgerät, war er zum ersten Mal live zu sehen. Ein BVB-Seidenwimpel war an dem nicht zu übersehenden Panzer vor dem Stadion angebracht, ebenfalls eine Dortmunder Fahne. An der Seite stand „Made by Rheinmetall – Proud Partner of BVB – Built for Qatar“, also etwa: „Vom stolzen BVB-Partner Rheinmetall für Katar gebaut“. Hintergrund ist der Werbedeal von Borussia Dortmund mit Waffenproduzent Rheinmetall.

Viele vorbeigehende Fans wussten nicht so recht damit umzugehen, einige klebten Sticker auf das Protestbild, reichlich Fotos wurden geschossen. Nur die allerwenigsten kamen mit den Aktivisten ins Gespräch. Die, die es taten, haben erfahren, dass es sich hierbei gar nicht um BVB-Fans handelt. Das dargestellte Gerät stammt von der deutschen Friedensgesellschaft und wurde bereits genutzt. „Deutsche Friedensgesellschaft – vereinigte Kriegsdienstgegnerinnen“, diesen langen Namen trägt die pazifistische Organisation. Ein Aktivist erzählt, er sei früher Dauerkartenbesitzer gewesen, jedoch gebe es keinen direkten Bezug zum BVB. Immer mal wieder kommen Fans und begrüßen die Aktion. Es wirkt aber auch, als ob viele damit nicht konfrontiert werden möchten. Ein leicht angetrunkener Fan beschwert sich, dass das ja Quatsch wäre, denn es würden ja sonst andere Waffen liefern. Doch die Einwände des Aktivisten überzeugen ihn, er nimmt einen Flyer mit.

Die Aktion mit dem Protest-Panzer war nicht mit den Ultras abgesprochen, vergeblich hatte die pazifistische Organisation den Kontakt gesucht. Niemand wusste so recht, was man aktivistisch zu erwarten hatte, sportlich erst recht nicht nach der Saison mit Höhen und Tiefen. Und so begann eine sehr taktisch geprägte Partie, in der die Heimelf durch Positionswechsel für Variabilität sorgen wollte, Frankfurts Gegenpressing aber besser war. Zu einer nennenswerten Chance kam es jedoch eine halbe Stunde nicht.

Das Eckenverhältnis zu dem Zeitpunkt lag bei 0:6 zugunsten der Gäste aus Frankfurt, doch Ende der Ersten Halbzeit entwickelte sich eine drückende schwarz-gelbe Dominanz. Die Eintracht kam nur noch selten zum Zuge. Wenn das mal der Fall war, erzeugten die Dortmunder schnell Überzahl in Ballnähe, wodurch sie aber verletzbar durch schnelle Seitenverlagerungen und Konter wurden. In der ersten Halbzeit von Nuri Sahins Bundesliga-Debüt als Cheftrainer lief also noch nicht alles rund, später gab er auf der Pressekonferenz auch zu, dass die Spieler zu sehr von der Grundordnung abgewichen seien. Diese war jedoch schon mal klar erkennbar, das Potential von Sahin bei Borussia Dortmund scheint groß.

Begonnen als Balljunge

Begonnen hat er als Balljunge, anschließend als damals jüngster Bundesliga-Spieler aller Zeiten und später Herzstück der Meisterschaft 2010/11. Nach missglückten Wechseln zu Real Madrid und Liverpool kehrte der Mittelfeldakteur zurück und stand kurze Zeit später im Champions League Finale. Diese Leistung wiederholte er letzte Spielzeit als Co-Trainer von Edin Terzić. Nach dessen Rücktritt übernahm er den Trainerposten und versuchte vor allem das Aufbauspiel zu verbessern. Gegen Ende der 1. Hälfte war Sahin stets bemüht von seiner Coaching Zone seine Spieler bei eigenem Ballbesitz zu dirigieren.

Und was war mit dem eigentlichen Protest? Hatten nicht knapp 90 Fanclubs der Südtribüne dazu aufgerufen, mit Schildern und Transparenten zu Beginn der zweiten Hälfte zu protestieren? Trotz des breiten Aufrufs waren derartige Botschaften nur auf der Südtribüne zu sehen. Und Eingriffe ins Spielgeschehen wie bei den Protesten gegen einen DFL-Investor gab es nicht. Zwar waren auf der Südtribüne wichtige Aufrufe wie „Werte erschießen = Geld genießen?“ oder „Wir lassen uns nicht vor euren Panzer spannen“ sichtbar. Aber ob ein paar Minuten Banner auf der Süd die Vereinsführung einknicken lassen? Es wirkte schon fast wie eine Farce, als Sportdirektor Sebastian Kehl nach Spielschluss sagte, „dass unsere Fans mündige Fans sind“ und betonte, man sei im Dialog. Zudem habe sich die Vereinsführung „sehr, sehr offen gezeigt“, wobei die Aussage in ziemlichem Kontrast zu dem stand, was von Fanseite nach außen kommuniziert worden ist.

Feiern konnte die Südtribüne dennoch, nämlich einen 2:0-Erfolg gegen Frankfurt. Maßgeblich entscheidend hierfür waren Sahins Wechsel, der ein goldenes Händchen bewies. Der Flügelspieler Jamie Gittens brach die teils zermürbende Grundordnung auf und erzielte beide Treffer. Umgehend nach einer Frankfurter Großchance erzielte er das 1:0 in der 72. Minute. Dadurch ging jedoch eine andere Aktion auf der Südtribüne etwas unter. Die BVB-Fans machten erneut auf den Mord der Dortmunder Polizei an dem 16-jährigem Mouhamed Dramé vor zwei Jahren aufmerksam. Mit dem Torjubel forderten sie „Justice for Mouhamed“. Und die Pazifistinnen und Pazifisten haben angekündigt, bis zur BVB-Mitgliederversammlung in welcher Form auch immer weiter Druck auszuüben.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.