Die Wochenvorschau von Lilly Schröder
: Gemeinsam gegen den „Scheißberg“

In der Hauptstadt schmilzt der Asphalt. Mit vorhergesagten 34 Grad dürfte Dienstag der heißeste Tag des Jahres werden. Für die einen heißt das, in den Bikini oder die Badehose schlüpfen und ab an den See. Für andere, in den engen schwarzen Anzug quetschen und ab nach Prenzlauer Berg. So etwa für den Berliner Beauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Frank Ebert. Dieser wird am Dienstag bei der zentralen Gedenkveranstaltung zum 63. Jahrestag des Mauerbaus im Beisein von Zeit­zeu­g*­in­nen eine Ansprache halten. Die Veranstaltung beginnt um 10.30 Uhr in der Genkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße, anschließend werden Kränze niedergelegt.

Mit mehr Leichtigkeit geht es am Freitag im Westberliner Bikini-Haus bei den Flo­ris­t*in­nen zu – sollte man zumindest meinen. Doch Fehlanzeige: Hier geht es nicht nur um schöne Blumensträuße, es geht ums Gewinnen. Bei der Deutschen Meisterschaft der Floristik ringen die neun besten Flo­ris­t*in­nen aus ganz Deutschland in verschiedenen Disziplinen um den Meistertitel. Das diesjährige Motto lautet „Frieden“.

Unter einem ähnlich einfallslosen Motto („Love is stronger“) ziehen am Samstag auch die Hauptstadt-Raver*innen bei der Technoparade „Rave the Planet“ über die Straße des 17. Juni in Mitte. Die Nachfolge der Love Parade, initiiert von dessen Gründer Dr. Motte, fordert unter anderem die Anerkennung elektronischer Musikkultur als zu schützendes Kulturgut, die Abschaffung von Tanzverboten und den Schutz von Kulturstätten wie Clubs.

Dafür, dass die zugeballerten Ra­ver*­in­nen nicht wie bei der letzten Großdemo (CSD) von gewaltbereiten Nazis überrascht werden, sorgen die Antifas von „Nazis klatschen“. Ab 15 Uhr findet am Samstag im Görlitzer Park eine Punkrock-Lyrik-Lesung mit antifaschistischen Texten aus der 100-jährigen Geschichte der antifaschistischen Bewegung statt. „Die AfD ist nur die Spitze eines Scheißbergs“, heißt es in ihrem Aufruf. „Faschistische Ideen gewinnen mittlerweile auch Einfluss in der sogenannten Mitte der Gesellschaft – von Bündnis-90-Grün bis Unionsschwarz.“

Bei den Kom­mu­nis­t*in­nen muss man sich mit diesem Problem nicht herumschlagen. Dafür mit allerlei anderen. „In Zeiten einer fehlenden starken kommunistischen Partei“ sei es besonders wichtig, von den Erfahrungen und Gedanken des langjährigen KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann zu lernen. Das meinen zumindest die Or­ga­ni­sa­to­r*in­nen einer Gedenkveranstaltung für den vor 80 Jahren im KZ Buchenwald ermordeten Politiker. Ab 16 Uhr wird am Sonntag am Ernst-Thälmann-Denkmal in Prenzlauer Berg des Kopfes des Roten Frontkämpferbunds mit einem Nachmittag voller Texte, Lieder und Gedichte gedacht.