Belastung von Berliner Gewässern: Getrübter Badespaß

Blaualgen im Wannsee und Fäkalbakterien im Teufelssee: Für 11 Badestellen wurden Badewarnungen ausgesprochen. Was führt zu den Verunreinigungen?

Ziemlich grün für Blaualgen Foto: Peter Meißner/imago

BERLIN taz | Verhältnismäßig ruhig war es am Dienstagabend im Strandbad Wannsee. Grund für die geringe Auslastung der sonst gut besuchten Badestelle ist eine Badewarnung wegen Blau­algen. Überall sei darüber berichtet worden und man merke, dass jetzt weniger Leute kommen, sagt ein Mitarbeiter des Strandbads der taz. Es ist wie jedes Jahr: Spätestens Mitte August gibt es Warnungen wegen schlechter Wasserqualität. Denn bei hohen Temperaturen breiten sich Blaualgen aus und produzieren Giftstoffe, die beispielsweise Übelkeit hervorrufen.

Ob ein See betroffen ist, hat mit seiner Anbindung zu tun, sagt Markus Venohr vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei. Der Wannsee etwa liegt am unteren Ende Berlins und bekommt sein Wasser aus dem gesamten Einzugsgebiet der Spree und so auch aus Kläranlagen und der Kanalisation. Die würden laut Venohr zwar in der Regel gut funktionieren, aber es ließe sich nicht vermeiden, dass gereinigtes Abwasser Phosphor und Stickstoff enthält. „Giftstoffe sind das nicht, aber sie liefern Nährstoffe für das starke Wachstum von Blaualgen“, sagt der Experte.

Auf dem Weg bis in den Wannsee nimmt das Wasser von Spree und Havel zudem viel Stickstoff aus der Landwirtschaft auf. Dazu kommt Phosphor aus urbanen Quellen. Die Badegäste selbst tragen mit ihren Ausscheidungen nur einen geringen Teil zu der Belastung bei, so Venohr.

Dagegen ist der Schlachtensee nicht an Spree und Havel angebunden, sondern wird vor allem vom Grundwasser gespeißt. Das erklärt laut Venohr, warum es dort anders als beim nahegelegenen Wannsee keine Blaualgen gibt. Denn der Boden, durch den das Grundwasser fließt, funktioniert wie ein Filter, wodurch weniger Nährstoffe ins Seewasser gelangen.

Stark, aber nicht exorbitant

Insgesamt sei die „Blaualgenblüte“ dieses Jahr an den betroffenen Badestellen zwar stark, aber nicht exorbitant, sagt Silvia Kostner vom Landesamt für Gesundheit und Soziales, dem Amt, das die Badewarnungen herausgibt. Der zweite Grund für Warnungen ist ein erhöhter Gehalt von E.-Coli-Bakterien. Die Fäkalbakterien kommen seltener vor als Blaualgen. Derzeit gibt es sie im Teufelssee, bis vor Kurzem auch im ­Müggelsee.

Laut Venohr gelangt das Bakterium, das im menschlichen wie tierischen Darmtrakt lebt, über Starkregenniederschläge und das Überlaufen von Mischkanalisationen ins Wasser. In einer Mischkanalisation werden sowohl häusliches und gewerbliches Abwasser als auch Regenwasser von den Straßen gesammelt. Bei Starkregen fließt das ungereinigte Wasser in den Landwehrkanal oder die Spree.

Das passiere in Berlin höchstens 20 Mal pro Jahr, auch wenn Messungen darauf hindeuten, dass die Starkregenniederschlage in den letzten Jahren durch den Klimawandel zugenommen haben, so der Wissenschaftler. Mischkanalisationen gibt es vor allem im alten Teil von Berlin, weshalb „die Seen im nördlichen Berlin, die nicht von der Spree durchflossen werden, häufig eine bessere Wasserqualität haben.“

Lgeso-Sprecherin Küstner sagt dagegen, dass sich die gesundheitsschädlichen Fäkalbakterien im Teufelssee wegen der vielen Badegäste ausgebreitet haben. Dass die Nutzung einen Einfluss hat, bestätigt auch Venohr: „Jeder Mensch, der ins Wasser geht, hat noch minimale Kotreste an sich und da sind E.-coli-Bakterien enthalten. Jede Schwim­me­r*in gibt etwas ab, und, wenn extrem viele Leute schwimmen, dann kann es dazu kommen.“

Aktuell sind 11 Badestellen von Badewarnungen betroffen. Die „Bade-Ampel“ steht dort auf Gelb. Das bedeutet, dass das Lageso dort vom Baden abrät, verboten ist es nicht. Sicher vor Algen und Bakterien ist man laut Venohr in Seen außerhalb, die nicht direkt an der Spree oder Havel liegen.

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