das portrait
: Eduard Moskaljow hat das Militär­kommando in Kursk übernommen

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Besondere Entwicklungen erfordern besondere Maßnahmen. Vor gut zwei Wochen sind ukrainische Truppen auf russisches Territorium, in das Gebiet Kursk, vorgedrungen und halten sich dort offensichtlich immer noch auf. Mittlerweile hat Kyjiw eine Militärkommandatur einrichten lassen. An deren Spitze soll, wie am Wochenende bekannt wurde, Eduard Moskaljow stehen.

Über den 50-Jährigen sind nicht wirklich viele Details bekannt. Seine militärische Ausbildung erhielt Moskaljow an der Hochschule für Nationale Verteidigung in der Ukraine (NDUU) in der Hauptstadt Kyjiw. 2012 diente er als Chef eines Panzerregiments am Ausbildungszentrum „Desna“ im Gebiet Tschernihiw. Zehn Jahre später, am 17. Mai 2022, sollte der gleichnamige Ort Ziel eines russischen Angriffes werden, 87 Menschen wurden getötet.

Im Herbst 2014 – da war die völkerrechtswidrige Annexion der Halbinsel Krim gerade einmal ein halbes Jahr her und der Krieg im Osten der Ukraine bereits in vollem Gange – wurde der damalige Oberst mit dem Orden „Bogdan Chelmnitzki der dritten Klasse“ bedacht. Die Auszeichnung wird für besondere Verdienste bei der Verteidigung der Ehre der nationalen Souveränität, der territorialen Integrität und zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit und Sicherheit der Ukraine verliehen.

Die Ehrung deutet darauf hin, dass Moskaljow von Anfang an an den Kampfhandlungen im Donbass beteiligt war. Vier Jahre später, im Sommer, wurde ihm per Dekret des Präsidenten (Petro Poroschenko) der Rang eines Generalmajors verliehen.

Im März 2022 konnte sich Moskaljow die nächsthöhere „Bogdan-Chelmnitzki-Medaille“ an die Brust heften. Dem war ein Einsatz als Stabschef des Einsatzkommandos „Wostok“, verantwortlich für den Einsatz von Bodentruppen im Osten der Ukraine, vorausgegangen. Fortan befehligte Moskaljow als Kommandant – ein Sprung auf der Karriereleiter – die Vereinigten Streitkräfte der Ukraine im Donbass. Das jähe Ende folgte Ende Februar 2023 – Präsident Wolodymyr Selenskyj verfügte die Entlassung Moskaljows. Ex­per­t*in­nen spekulierten über die Beweggründe für diesen Schritt. Als eine Möglichkeit wurden Meinungsverschiedenheiten über den Kampf um Bachmut vermutet: Während Selenskyj darauf bestand, die Stadt um jeden Preis zu halten, meldeten Militärs Bedenken an. Im Mai 2023 fiel Bachmut endgültig an russische Truppen.

Einem kurzen Intermezzo als Kommandeur der operativ-strategischen Formation von Bodentruppen namens „Odessa“ folgt jetzt also eine neue Mission, von der noch niemand weiß, ob sie nicht zu einem Himmelfahrtskommando werden könnte. Gegenüber dem russischsprachigen Dienst der BBC beschreiben Quellen mit guten Kontakten in hohe ukrainische Militärkreise Moskaljow als schweigsam, verschlossen, relativ streng, der sich allenfalls gegenüber ganz engen Vertrauten öffne. Er wird beschrieben als General, der sich lieber im Schützengraben als am Kabinettstisch aufhalte und auch mit rustikaler Sol­da­t*in­nen­kost zufrieden sei. Ein echter Exekutor, „der keine potemkinschen Dörfer bauen wird“.

Auch Witze machen bereits die Runde. „Niemand weiß, warum gerade Moskaljow zum Kommandanten im Kursker Gebiet ernannt worden ist. Sogar im Generalstab wird gelästert, dass das „vielleicht mit seinem Nachnamen zusammenhängen könnte“, zitiert die BBC eine weitere Quelle. Der Begriff Moskaly ist ein mittlerweile in der Ukraine häufig gebrauchtes verunglimpfendes Wort für Russ*innen. Nomen est omen? Barbara Oertel