Martha Blumenthaler hat sich am Alexanderplatz umgesehen
: Afghanen protestieren für mehr Sichtbarkeit

Auf dem Alexanderplatz brennt die Sonne auf den Beton. Vier Polizeiwannen stehen auf der schattigen Seite neben ihrer mobilen Wache, während die Be­am­t*in­nen den Brunnen der Völkerfreundschaft provisorisch einzäunen. Es fährt ein Mietauto der Marke Miles vor. Eine junge Frau hievt eine Boom-Box aus dem Wagen. Wenig später steht das erste Zelt. „Don’t forget about Afghanistan“ steht auf einem Stofftransparent, das an einem Pavillon hängt – ein Vorgeschmack auf das Protestcamp der Gruppe „AfgActicistCollective.“

„Fast alle von uns kommen aus Afghanistan“, sagt eine Aktivistin gegenüber der taz. Sie ist teil des „AfgActivistCollective“, einer selbst organisierten Gruppe, die sich bei Demonstrationen vor drei Jahren zusammengefunden hat – nachdem die Taliban die Macht im Land übernommen hatten. Unter dem Titel „3 Years Taliban Handover“ organisiert die Gruppe nun ein dreitägiges Protestcamp: In erster Linie gegen die islamistischen Taliban, gegen ihre Normalisierung in der internationalen Gemeinschaft, aber auch gegen die Bundesregierung. „Wir wollen Informationen teilen, für Fragen bereit stehen und einen Austausch fördern“, erklärt die Aktivistin. Und sie wollen über Afghanistan aufklären. Dafür bleiben sie auch über Nacht. Zehn Zelte wollen sie aufschlagen. Am Donnerstag findet ab 17 Uhr eine Mahnwache statt. Am Freitag gibt es ein „solidarisches Vernetzungstreffen“, wo es auch um die Relevanz von Medien gibt. Für Samstag ist eine Demonstration geplant.

Gegen Abschiebediskussion

Nach Abzug der Nato-Truppen aus Afghanistan eroberten die Taliban am 15. August 2021 Kabul und damit die Macht im Land. Seitdem herrscht dort eine humanitäre Krise. Dennoch hat die Bundesregierung ihr Versprechen, Verfolgten zu helfen, nicht eingehalten.

Die Or­ga­ni­sa­to­r*in­nen betonten, dass die Student Coalition Berlin nicht zu den Organisatoren des Camp gehöre. Dies hatten verschiedene Medien zuletzt berichtet. Die Student Coalition war im Zuge von umstrittenen Uni-Besetzungen wegen des Gaza­krieges bekannt geworden.

Im Verlaufe der nächsten Tage wollen die Organisatoren auch über die Lage von Afghanen hierzulande informieren. Diese sei durch die Diskussionen über Abschiebungen nach Afghanistan bedroht, die nach dem Polizistenmord in Mannheim bundesweit aufgekocht war. Die Aktivistin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, sagte dazu: „Das ist so undenkbar. Es wird Abschiebeverhandlungen geben und wieder enger mit den Taliban kommuniziert werden. Dadurch werden solche Regime weiter normalisiert und anerkannt.“