das portrait
: Sorato Anraku will den Olymp erklettern

Sorato Anraku dominierte den ersten Teil des Halbfinals im Bouldern/Lead-Klettern, er ist ein Boulder-Spezialist. Und zwar ein so guter, dass er mit seinem Punktevorsprung im zweiten Teil nicht mehr hätte antreten müssen, um sich fürs Finale zu qualifizieren. Heute geht es für den 17-jährigen Japaner beim Klettern um die Medaillen.

Sportklettern ist seit den letzten Spielen in Tokio olympisch und bei den diesjährigen Spielen in zwei Disziplinen aufgeteilt: in das Speed-Klettern und das Bouldern/Lead-Klettern. Letzteres ist Anrakus Disziplin, die wiederum in zwei Teile aufgeteilt ist. Beim Bouldern klettern die Athleten mehrere rund 4 Meter hohe Wände ohne Sicherung hoch. An einer Wand befinden sich technisch anspruchsvolle Probleme nebeneinander. Diese gilt es in möglichst wenigen Versuchen in einer bestimmten Zeit zu „toppen“, also bis an die Spitze zu klettern. Hierfür gibt es Punkte.

Die gibt es – genau wie das Zeitlimit – auch beim Lead-Klettern. Die Probleme sind hier etwas weniger technisch, der Fokus liegt eher auf Ausdauer. Die Wand ist 15 Meter hoch. Deshalb klettern die Athleten mit einem Sicherheitsseil. Ein weiterer Unterschied zum Bouldern ist, dass der Versuch beendet wird, sobald die Kletterer fallen. Am Ende des Wettbewerbs werden die Punkte aus Bouldern und Lead zusammengezählt.

Das Klettermagazin Lacrux schreibt Sorato Anraku im Finale die Favoritenrolle zu. Zu Recht. Das junge Talent erreichte bei der Asienqualifikation für die Olympischen Spiele 199,7 von 200 Punkten im Bouldern/Lead und gewann die Silbermedaille im Lead-Klettern bei der Weltmeisterschaft 2023 in Bern. Ein weiterer Punkt für den jungen Japaner ist, dass ihm beide Klettervarianten liegen. Normalerweise haben die Athleten eine bevorzugte Disziplin, die zu ihrer Technik oder ihrem Körper passt. Anraku hingegen führte die Rangliste des Kletterweltcups letztes Jahr im Lead und im Bouldern an. Ob das Ausnahmetalent seine Leistung auch im Finale bringen kann, wird sich zeigen. Im Klettersport ist es nicht unüblich, dass einzelne Sportler für einen kurzen Zeitraum extrem dominieren und dann abfallen. Für den 17-Jährigen wird das aktuell keine Rolle spielen. Elias Schaal