taz🐾lage
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Punkt 12

Ein Arbeitstag bei der taz teilt sich in zwei Zeitrechnungen auf. Es gibt ein Sein vor und ein Sein nach dem Kantinenbesuch. Die Zeit davor zeichnet sich dadurch aus, furchtbar langsam zu vergehen: Eine Konferenz reiht sich an die andere. Hier gibt es schrecklich viel zu bereden und vom Hölzchen aufs Stöckchen zu springen. Wer da nicht mithalten kann, zückt schon mal sein Smartphone und lugt auf den täglichen Speiseplan. Ein zweischneidiges Schwert: Man träumt von besseren Zeiten, gleichzeitig hält der sofort einschießende Dopaminschub einen wach und bei Bewusstsein, eben noch in dieser leidigen Konferenz zu sitzen.

Trotzdem lohnt es sich, in dieser Habachtstellung zu verharren, denn irgendwann ist es 12 Uhr und die gesamte taz strömt wie ein Ameisenvolk durch das Treppenhaus nach draußen. Die größte Herausforderung am Tag steht an: Einen der Sonnenplätze vor dem Haus zu ergattern. Davon gibt es nämlich nur sehr wenige und wer es nicht rechtzeitig schafft, muss mit einem zugig-kühlen Schattenplatz an der Seite des Hauses Vorlieb nehmen. Was immer noch besser ist, als drinnen sitzen, was einer Kapitulationserklärung gleichkommt.

Wenn also Sie, liebe Leserinnen und Leser, die taz-Kantine besuchen wollen, machen sie das klugerweise erst nach 13 Uhr. Es ist besser für Sie wie auch für die taz-Mitarbeitenden, die möglichst viel Kraft tanken müssen. Denn es folgt die Nach-Kantine-und-Konferenz-Zeit, wo es plötzlich doch darum geht, richtig zu arbeiten und mit der gebotenen Wachsamkeit eine Zeitung zu füllen. Ohne den helfenden Dopaminschub.

Marvin Kalwa