taz tipp „gut gepackt“

Wandern hat sein angestaubtes Image – zumindest ein Stück weit – abgelegt. Mit der Fitnesswelle ist auch der einstige Altherrensport zu einer „normalen“ Freizeitbeschäftigung geworden. Geändert haben sich allerdings die Begriffe: Man genießt nicht mehr einfach die frische Luft oder erfreut sich an der Schönheit der Natur, sondern misst den Fun-Faktor von Action und Adventure.

Damit wären wir schon bei einem ernsten Problem angelangt: Der Drang, alles auf Englisch auszudrücken, führt zu heilloser Verwirrung, die vor allem jene zu spüren bekommen, die sich eine passende Ausrüstung zulegen wollen. Gute Wanderschuhe sind dabei das Wichtigste. Doch im Fachhandel gibt es sie nicht mehr. Dafür sind die Regale voll mit „Hiking Shoes“ oder „Trekking Boots“, und auch „All Terrain“- und „Backpacking“-Modelle kämpfen um die Gunst der Käufer.

Wichtiger, als sich auf ein begriffliches Verwirrspiel einzulassen, ist es jedoch, die Schuhe erst einmal selbst auszuprobieren. Schon mit der Hand lässt sich feststellen, wie fest der Schuh ist: Wie leicht lässt sich die Sohle hoch biegen? Je steifer das Material, desto eher sind die Schuhe für Bergtouren geeignet. Ein weicher Schuh hingegen trägt sich in der Regel angenehmer, die nachgiebige Sohle unterstützt das natürliche Abrollen des Fußes. Aber der Schuh gibt dem Fuß wenig Halt, Seiten- und Sohlenstabilität sind gering. Eigenschaften, die umso wichtiger werden, je steiler und unwegsamer das Gelände ist.

Doch Wanderschuhe müssen nicht nur bequem sein und einen sicheren Stand garantieren, sondern die Füße auch vor Nässe schützen und sie atmen lassen. Dieses Kunststück soll bei modernen Wanderschuhen eine Kunststoffmembran schaffen. Die Poren sind so fein, dass sie das Wasser nicht nach innen lassen, und so groß, dass sie den Wasserdampf nach außen transportieren. Nach einer Untersuchung der Stiftung Warentest (9/2004) klappt das im Normalfall auch. Alle 16 getesteten Leichtwanderschuhe wurden beim Tragen ordentlich durchlüftet, immerhin 13 der Modelle erhielten „gut“ als Gesamtnote. Dafür muss man allerdings auch mindestens 100 Euro auf den Tisch legen.  OS