Israel bei Olympia: Für die Hatikva surfen

In keiner anderen Sportart ist der jüdische Staat derart erfolgreich wie im Windsurfen. Tom Reuveny hat nun Gold geholt.

zwei Windsurfer bei olympia

Tom Reuveny (Israel) und Luuc Van Opzeeland (Niederlande) beim Olympischen Finale Foto: Imago/PanoramiC

Hart am Wind, so lässt sich der Erfolg des Windsurfers Tom Reuveny erklären. Der Israeli gewann am Samstag in der iQFoil-Kategorie Gold, und der Israeli scheute sich auch danach nicht, über die Bedeutung seines Sieges zu sprechen: „Mein Bruder ist seit Beginn des Krieges Soldat. Der Sieg bedeutet mehr, als dass ich nur diesen Wettkampf gewonnen hätte.“

Zu seiner eigenen Situation sagte der Sohn eines Krankengymnasten und einer Computerexpertin: „Es war so schwer zu trainieren, während alle anderen um vermisste und tote Menschen weinten.“

Den Erfolg hatten ihm viele nicht zugetraut. Vielleicht Halbfinale, hatte es geheißen, das könnte drin sein. Aber zum einen ist iQFoiL bei Olympia eine neue Windsurfdisziplin, die nicht gut prognostizierbar war. Neu ist, sehr vereinfacht gesprochen, dass es aussieht, als fliege das Surfbrett über das Wasser.

Zum anderen steht Tom Reuveny in der großen Tradition des Surfsports seines Landes. 2004 konnte das Mittelmeerland hier erstmals olympisches Gold feiern. Geholt hatte es Reuvenys Trainer von heute, Gal Friedman. Reuvenys Sieg stellt die vierte olympische Goldmedaille überhaupt dar, und zwei davon gab es im Windsurfen. Das verweist auf eine andere gesellschaftliche Bedeutung: Es sind nicht Erfolge, die durch jüdische Zuwanderer und Zuwanderinnen aus der früheren Sowjetunion zustande kommen, sondern die Surferfolge, wie auch die im Judo, wo der jüdische Staat auch bemerkenswert erfolgreich ist, drücken eine gesellschaftliche Stärke aus.

Tom Reuveny

„Es war so schwer zu trainieren, während alle anderen um vermisste und tote Menschen weinten.“

Reuvenys Sieg markiert zudem die bislang erfolgreichste Olympiateilnahme des kleinen Landes: Sechs Medaillen gab es schon in Paris. Ein Erfolg in Zeiten heftigster Anfeindungen. „In dieser Situation Israel zu vertreten, ist eine große Ehre für jeden, und wir alle kennen unsere Rolle: ein bisschen Freude zu bereiten“, erklärte Eli Zuckerman, Cheftrainer von Israels Segelteam. „Ich bin sehr glücklich, dass wir es geschafft haben.“

Tom Reuveny jedenfalls genoss seinen Augenblick: „Ich wollte alles tun, um die Hatikva zu hören“, die israelische Nationalhymne.

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