Osman Engin
Alles getürkt
: Im Telekom-Kindergarten

Meine Frau Eminanim hatte sich beschwert, dass meine Schwiegermutter uns nicht mehr anrufen kann. Ich sagte „Juhuuu“ und freute mich riesig über diesen „Schwiegermutterfilter unseres Telefons“, aber sie schickte mich trotzdem zum Telekomladen.

Die pickelgesichtigen Jungs dort haben uns zweimal irgendein XXL-Super-Speed-Entertainment-Paket zugeschickt, das wir nicht haben wollten und unseren Anschluss aus unerklärlichen Gründen ganz abgeschaltet.

Nur die „Subs“ könnten unser Telefon wieder freischalten, sagten sie. Und dieser Subuntermehmer würde nur alle 14 Tage aus Bonn kommen. Wir sollten uns also zwei Wochen gedulden. Im Telekomladen arbeiten Kinder, die Techniker kommen aus Bonn.

Am nächsten Tag bekommen wir einen Brief, dass der Sub-Mensch in 12 Tagen bei uns vorbeischauen wird. Meine Frau und ich zählen erwartungsvoll die Tage, und als wir bei sieben angekommen sind, finden wir im Briefkasten ein Schreiben, in dem steht, dass der Sub bereits da war und uns aber leider nicht angetroffen hat. Wiederum einen Tag später bekommen wir eine lange Rechnung darüber, was er bei uns in der Wohnung alles repariert hat – für insgesamt 108 Euro!

„Die Sache wird immer unheimlicher“, stammele ich schockiert. Wir bekommen lauter Zeugs von der Telekom, das wir nicht haben wollen! Ich schicke es jedes Mal weg, aber wir kriegen trotzdem die Rechnung dafür. Der Sub-Mann will erst in 12 Tagen kommen, kommt aber plötzlich fünf Tage vorher, steckt eine Karte in den Briefkasten und verschwindet. Dann bekommen wir eine sehr detaillierte Rechnung darüber, was er bei uns so alles repariert hat, obwohl er nicht mal in unserer Wohnung war!

Meine Frau kann nicht glauben, dass die ­Telekom so dreist und unverschämt sein kann und beschuldigt mich, mit denen unter einer Decke zu stecken.

Ich renne total sauer erneut zum Telekom-Kindergarten. Wieder stellt sich mir ein ­Jugendlicher mit Pubertätspickeln in den Weg. Die Jugendlichen wechseln jeden Tag – die ­Pickel bleiben!

„Was kann ich für Sie tun?“, quietscht er.

„Ihr könnt für mich gar nichts tun!“, brülle ich. „Ihr sollt auch gar nichts tun! Immer wenn Ihr etwas macht, passiert das Gegenteil. Das reicht mir langsam! Ich will jetzt endlich mit eurem Chef sprechen, oder mit euren Eltern!“

„Wir haben hier keinen Chef“, krächzt er wie ein Türscharnier.

„Das habe ich mir schon gedacht. Und wo kann ich mich über diesen Laden beschweren?“

„Sie können sich nur bei der Zentrale in Bonn beschweren.“

„Geben Sie mir sofort deren Telefonnummer!“

„Telefonnummern haben die Chefs nicht …“

„Telekomchefs haben keine Telefonnummern?“

„Ja! Nicht mal wir erreichen sie über das ­Telefon!“

Laut lachend laufe ich sofort nach Hause.

„Eminanim, das kann doch nicht wahr sein! Das ist sicherlich ‚Verstecke Kamera‘! So viel Schwachsinn kann doch nur ‚Verstehen Sie Spaß‘ sein! Um mich zu beschweren, muss ich nach Bonn laufen!“

„Osman, so spaßig finde ich es nicht, dass ich meine Mutter nicht erreichen kann! Unser Telefon ist immer noch tot!“