Olympiastadt in Paris: Plastik, wohin man blickt

Beachvolleyball vor dem Eiffelturm mag grandios sein. Doch hinter den Kulissen ist die Olympiastadt Paris nicht sehr attraktiv.

Es geht auch anders: die Beachvolleyballer Jorge Moliner und Noslen Diaz Amaro (Kuba).

Es geht auch anders: die Beachvolleyballer Jorge Moliner und Noslen Diaz Amaro (Kuba) Foto: Arlette Bashizi/dpa

Olympische Spiele sind geübt in der Massenproduktion von Superlativen. Rekorde, Bestzeiten, nie dagewesene Punktewertungen, höchste Siege, knappste Entscheidungen. All das wird stolz präsentiert. Die jüngste Teilnehmerin, die erfahrenste Olympionikin – wegen ihrer Einzigartigkeit liefern sie Stoff für Geschichten, damit niemand widersprechen kann, wenn es am Ende wieder mal heißt, die jüngsten Spiele seien die besten aller Zeiten gewesen.

Gerade läuft eine Art Wettbewerb um den Titel als beste Wettkampfstätte aller Zeiten. Bestens in Position gebracht wird dabei die Beachvolleyballarena zu Füßen des Eiffelturms. „Ist das die beste Arena aller Zeiten?“, war ein Artikel überschrieben, den die PR-Maschinisten vom Olympischen Informationsservice (heißt wirklich so) prächtigst bebildert auf ihr Portal gestellt haben.

Das Ding sieht gewiss nicht schlecht aus, denke ich mir, als ich hoch oben auf der Tribüne an meinem Pressetischchen sitze – unten der Sandplatz für die Beachvolleyballer, darüber der mächtige Eiffelturm. Es ist dies einer der wenigen schönen Plätze, die ich bisher bei den Spielen in Paris gesehen habe.

Sonst präsentiert sich die olympische Stadt für mich so hässlich, wie ich es von anderen Olympischen Spielen kenne. Als Pressevertreter bewege ich mich für gewöhnlich hinter den Kulissen der für das TV-Publikum hübsch ­inszenierten Stadt. Ich gehe über Plastikmatten, von denen im Gelände um die Sportstätten so viele verlegt worden sind, dass man damit sicher einmal das Saarland durchmessen könnte.

Ich passiere WC-Container, gehe unter riesigen Kabelbrücken hindurch, vorbei an diesen handelsüblichen Veranstaltungszelten, wobei die für wichtige Menschen (Olympic Family) ebenso unansehnlich sind wie die für nicht so wichtige (Journalisten), was ich beinahe schon wieder demokratisch finde.

Baum im Kabelschlauch

Ein Blick auf den Stadtplan verrät mir, dass normalerweise wohl eine Rasenfläche ist, wo jetzt die Zelte stehen. Komme ich an einem Baum vorbei, so ist er eingehüllt von einem roten Kabelschlauch, damit sein Stamm nicht leidet, wenn eines der zahlreichen Lieferfahrzeuge beim Rangieren mal ein Fehlerchen macht. Aus den wuchtigeren Containern im Gelände schallt das typische Geräusch von Olympischen Spielen, das von Klimaanlagen.

Die müssen wohl so groß sein, sonst könnten sie die Luft in den Zelten nicht so runterkühlen, dass ich nach getaner Arbeit selbst bei Temperaturen von über 30 Grad mehrere Stunden brauche, um wieder eine angemessene Körpertemperatur zu erreichen.

All das kenne ich von Spielen in der Vergangenheit. Doch da wurde mit der olympischen Zweckarchitektur nicht eine eigentlich schöne Stadt verschandelt, und so frage ich mich, ob die Spiele von Paris nicht vielleicht sogar die hässlichsten aller Zeiten sind. Wenn ich dann Bilder von Olympia im Fernsehen sehe, vergesse ich diesen Gedanken schnell wieder.

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