berliner szenen
: Wie Lothars Filme ermunterten

Ich würde gerne einen Text zum 80. Geburtstag von Lothar Lambert schreiben. Es würde darum gehen, wie ich vor 40 Jahren in Kiel, während des Zivildienstes, zum ersten Mal Filme des Westberliner Undergroundregisseurs gesehen hatte. „Fucking City“ und „1. Berlin Harlem“, vielleicht auch noch „Tiergarten“. Es war ein Berlin-Programm, in dem auch Rosa von Praunheim mit „Stadt der verlorenen Seelen“ vertreten war. Mein erstes kleines Filmfestival. Mir hatten die Filme sehr gut gefallen und eine neue Welt eröffnet.

Es passte dann auch gut, dass ich nach Berlin zog. Wie viel Zukunft war doch damals gewesen. Ich hatte als Komparse bei Rosa von Praunheim und Lothar Lambert mitgemacht und war 1984, bei der legendären Berlinale-Aufführung von „Fräulein Berlin“ dabei gewesen, spät in der Nacht im Kino am Bundesplatz. Bei der dffb hatten sie mich leider nicht genommen und als Komparse bei Lothar Lambert hatte mich ein bisschen enttäuscht, dass ich mit dem Filmemacher nicht ins Gespräch gekommen war. Nach den Filmen hatte ich immer Lust zu ­schreiben, nicht unbedingt, aber auch über das Gesehene; wie einem Lothars Filme das Gefühl gaben, nicht allein zu sein und ermunterten.

Die meisten seiner 41 Filme hab ich gesehen und viele besprochen. „Ich bin, Gott sei Dank, beim Film“ hieß einer von ihnen. Sein neuester Film „Vornerum, hintenrum“, ist ein souveränes Alterswerk und wird am 8. 9. im Bundesplatz-Kino uraufgeführt. Leider bin ich nicht mehr beim Film und war so lang nicht mehr im Kino. Und kann auch nicht mehr so schreiben, weil ich akut und chronisch krank bin. Aber habe zum Glück einen treuen Brieffreund und taz-Leser, der es nicht schlimm findet, wenn ich nicht so schnell antworte und dem ich hier – und somit zu seinem 80ten Geburtstag – gratulieren möchte.

Detlef Kuhlbrodt