Linke vertragen sich nicht

In Bremen gibt es Ansätze zu einem Bündnis zwischen PDS und der Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG). Doch der WASG-Bundesvorstand bleibt skeptisch. Und viele Mitglieder, so fürchten beide Seiten, lehnten eine Kooperation ab

bremen taz ■ Nicht recht Fuß fassen können haben bisher die Parteien und Bündnisse links von der SPD bei Wahlen in Bremen und im Bund. Gibt es jetzt mit einer Kooperation zwischen PDS und der Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG) einen Neuanfang?

Die Aktivisten der Wahlalternative stehen in den Startlöchern. „Es wird auf jeden Fall keine Alleinkandidatur der Wahlalternative zur Bundestagswahl in Bremen geben“, erklärt Klemens Alff, Mitglied im Geschäftsführenden Landesvorstand. Der 50-Jährige hat schon inoffizielle Gespräche mit höheren PDS-Mitgliedern geführt, will aber eine endgültige Entscheidung von einer Mitgliederversammlung der WASG am kommenden Donnerstag abhängig machen.

Axel Troost vom Geschäftsführenden Bundesvorstand sieht das pessimistischer, weil die PDS sich auf Bundesebene nicht bewege. „Ich vermute sehr stark, dass die PDS dort nicht zu einer Kooperation bereit ist. Damit hat sich dann auch jede Kooperation auf lokaler Ebene erledigt“, meint der Bremer Troost. Die PDS konzentriere sich zu stark auf den Gewinn von drei Direktmandaten im Osten.

In Bremen sieht die PDS hingegen durchaus Kooperationsmöglichkeiten. Es sei zwar schwierig, eine gemeinsame Partei zu gründen. Inhaltlich gebe es aber eine nahezu hundertprozentige Übereinstimmung, sagt Klaus Rainer Rupp, PDS-Landesvorsitzender. Er kann sich durchaus eine Kooperation bei der Bundestagswahl vorstellen. „Es ist eine zentrale Aufgabe der Linken in Deutschland und in Bremen, ernsthaft zu prüfen, wo Ansätze für eine gemeinsame Organisation sind, um eine alternative und wählbare linke Partei ins Rennen zu schicken“, meint er.

Probleme sieht Rupp wie seine Kollegen der Wahlalternative vor allem bei den Mitgliedern. „Es gibt in meiner Partei einige Leute, die eine gewisse Skepsis haben, mit der Wahlalternative zu kooperieren“, sagt der PDS-Chef. Streitereien aus zurückliegenden gemeinsamen Zeiten sind hier offenbar nicht ausgeräumt. Auf Bundesebene hätten einige Mitglieder bewusst die PDS verlassen, um sich der Wahlalternative anzuschließen, so Rupp. Und auch bei der Wahlalternative sieht man personelle Probleme. „Bei uns gibt es ja auch Mitglieder, die eher aus der CDU kommen. Die würden eine Kooperation mit der PDS natürlich nie mitmachen“, glaubt Klemens Alff.

Selbst wenn ein wie auch immer geartetes Bündnis zur Bundestagswahl anträte, stehen die Chancen in Bremen schlecht für einen Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde. Bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen erzielte die Wahlalternative in ähnlich großen Städten wie Bremen Ergebnisse, die in der Addition nicht für einen Einzug ins Parlament gereicht hätten:

In Dortmund kam die Wahlalternative auf 2,7 Prozent, die PDS erzielte dort 1,6. In Essen waren es 2,8 Prozent für die WASG, die PDS kam auf 1,1 Prozent. In Bremen kamen die Sozialisten bei der Bundestagswahl 1998 auf 2,4, vier Jahre später auf 2,3 Prozent. Dennoch gibt es einen Hoffnungsschimmer für die PDS: Trotz Kandidatur der Wahlalternative schnitt sie in Essen und Dortmund besser ab als fünf Jahre zuvor. Kay Müller