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Expansion mit Hanf und Schilf

Die Genossenschaft Agronaro an der deutsch-tschechischen Grenze setzt auf nachwachsende Rohstoffe

Wer sich an der Agronaro beteiligt, der setzt voll und ganz auf Nachwachsendes. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Genossenschaft mit derzeit rund 1.500 Ge­nos­s:in­nen baut im nordwestlichsten Zipfel Tschechiens neben klassischen Kulturen im großen Stil Miscanthus und Hanf an. Ersteres ist eine große Schilfpflanze, die, einmal gepflanzt, über 20 Jahre nachwächst und Rohstoff für vielfältige Anwendungen ist. Er dient als Einstreu für empfindliche Pferde und Katzen, kann ebenso als Dämmstoff eingesetzt werden und landet in Zukunft wahrscheinlich in Pflanzenerden, um das schon seit Langem in Ungnade gefallene Torf ersetzen zu können. Und auch beim Hanf haben sich die Gründer der Agronaro, die Familie Schaumberger, neben der klassischen Nutzung als Naturfaser zusätzlich innovative Produkte ausgedacht, die sowohl über ein Internetshop als auch über den Handel inzwischen ihre Absatzwege gefunden haben: Tee, Öle, Sirup, Nüsse, Hautcremes und sogar Schaumwein mit Hanfnoten sind verfügbar.

Hauptsitz der Genossenschaft befindet sich Cheb, die schöne Stadt direkt an der Grenze zur Oberpfalz in Bayern. Während André Schaumberger in der Genossenschaft beständig nach neuen kreativen Produkten Ausschau hält, kümmern sich Elke Gültner und Roland Schaumberger um alles, was auf den großen Feldern rund um den malerischen See Amerika (so heißt der wirklich) angebaut wird.

„Wir setzen hier im Wasserschutzgebiet auf Nachhaltigkeit und sehen in den nachwachsenden als Ersatz für fossile Rohstoffe große Chancen für die Zukunft“, erklärt der 59-jährige Landwirt aus der Oberpfalz. Die Bewirtschaftung von mittlerweile über 800 Hektar auf tschechischem Gebiet bezeichnet er als Glücksfall. „Hier können wir verwirklichen, was meiner Frau und mir seit vielen Jahren vorschwebt“, schwärmt er.

Mit ihrem jungen Mitarbeiter-Team wollen Elke und Roland ihre Pionierarbeit im Segment nachwachsende Rohstoffe fortsetzen. Wenn alles so läuft wie bisher, so hofft Elke, hat man den Ackerbaubetrieb bis 2030 auf rund 2.500 Hektar erweitert. Das wäre – unabhängig von den globalen Unwägbarkeiten – eine solide Basis für solide Renditen, die an die Ge­nos­s:in­nen weitergegeben werden.

Dierk Jensen