wortwechsel
: Und, wohin fährst du in Urlaub?

Zu Hause hocken und nicht verreisen schürt Angst vor dem Fremden, glauben taz-LeserInnen. Warum demonstrieren Muslime nicht auch gegen die Verbrechen der Hamas?

Pech oder Glück gehabt mit der Reisegruppe? Hinterher wissen alle Mitreisenden mehr … Foto: Jörg Brüggemann/ostkreuz

Stimmt so nicht

„Briefeseite“,

wochentaz vom 22. – 28. 6. 24

Herr Peltzer behauptet in seinem Leserbrief, es sei in Lützerath doch darum gegangen, ob der Tagebau Garzweiler an der Lützerather oder Elsdorfer Seite abgebaggert wird. Hier scheint Herr Peltzer die Tagebaue Garzweiler (grenzt an Lützerath) und Hambach (grenzt an Elsdorf) durchein­ander zu werfen.

Wenn man sich schon so kritisch zu dem Protest in Lützerath äußert, wären fundierte Orts- und Sachkenntnisse von Vorteil. So ging es in Lützerath nämlich auch nicht nur „um wenige hundert Quadratmeter“, sondern die ganze Fläche dahinter, auf der auch mehrere Windräder standen, wurde durch Lützerath geschützt und fällt nun ebenfalls den Baggern zum Opfer. Das sind eher einige tausend Quadratmeter.

Ralf Gawol, Niederzier

Im Hauptstrom

„Kehrseite der Einigkeit“,

„Die Coronasache“

wochentaz vom 15. – 21. 6. 24

danke für die kritische beleuchtung der rolle der medien in krisenzeiten. wenn ein großer teil der bevölkerung sich nicht dargestellt sieht, müssen sich meinungen anderweitig gehör verschaffen, auch wenn dann im gleichen zuge themen „mitgewählt“ werden, um die es der/dem wählenden nicht vorrangig geht.

leider hat sich die TAZ bei einigen fällen auch nicht mit dem ruhm einer „freien“ presse bekleckert. umso begrüßenswerter oben genannter artikel von Antje Lang-Lendorff. ähnlich angenehm habe ich den artikel von Markus Völker „Die Coronasache“ bezüglich Joshua Kimmich wahrgenommen, in der ebenfalls der mechanismus von ausgrenzung andersdenkender dargestellt ist. was ansonsten die meisten anderen autorinnen der TAZ bewogen hat, einseitig zu berichten, mögen sie selbst für sich herausfinden.

Monika Dern, Grünberg

Gaza-Krieg

„Ich war eine stolze Deutsche“,

wochentaz vom 29. 6. – 5. 7. 24

Sie müssen nicht stolz darauf sein, Deutsche zu sein, liebe Sawsan Chebli. Zur aktuellen Lage in Gaza: Die Hamas benutzt das Volk als Schutzschild. Aber wo sind die muslimischen Demonstranten, die sich gegen die menschenverachtenden Regime wenden? Hier in Deutschland genauso wenig wie sonst in der Welt. Stattdessen werden Moscheen für Propaganda genutzt und türkische Deutsche wählen Erdogan.

Bitte organisieren Sie mal eine Demonstration von Muslimen, die sich gegen die Greueltaten und das Vorgehen der Hamas stellt. Kaum möglich, weil sogar hier die Menschen Angst haben, ihre Stimme zu erheben, weil die Familie in muslimischen Staaten dann bedroht werden könnte. Verschleierte Frauen sehe ich nach wie vor hier, aber eine Kippah traut sich keiner mehr zu tragen. Die jüdische Minderheit gegenüber der riesigen Mehrheit weltweit von Muslimen muss geschützt werden! Nicht mit allen Mitteln, aber auf keinen Fall dadurch, dass Muslime nur die Schnauze halten, wenn es um Unrecht aus den eigenen Reihen geht, und Hass predigen, wenn es gegen Juden geht.

Stefan Müller, München

Bestärkung

„Ich war eine stolze Deutsche“,

wochentaz vom 29. 6. – 5. 7. 24

Von meiner Seite volle Zustimmung zu dem, was Sawsan Chebli da vermeldet. Auch ich als liberaler Deutscher ohne Migrationshintergrund werde als Antisemit angefeindet, weil ich die Politik der Regierung Nethanjahu für menschenverachtend halte. DASS Israel auf die Ereignisse vom 07.10. deutlich reagieren musste, kann wohl jeder verstehen. WIE das geschieht ist absolut kritikwürdig. In der Sache aber kann Sawsan Chebli sicher sein, dass zumindest in den alten Bundesländern (für die neuen kann ich nicht sprechen) die überwiegende Mehrheit der Menschen ihre Meinung teilt – sich dies aber nicht zu artikulieren traut.

Ulrich Schauenberg, Rhein-Main-Gebiet

Mehr Reisen, Leute!

„Der große Selbstbetrug“,

wochentaz vom 29. 6. – 5. 7. 24

Ich stehe für das Gegenteil. Reisen ließ mich nie unberührt zurück. Ich kann nur zu viel mehr Reisen aufrufen. Egal wohin! Zuhause bleiben schürt Angst und Missgunst gegenüber dem Fremden. Sich von den Erzählungen anderer vor Ort zu überzeugen ist doch kein Nachteil?!

Die Autorin führt zur Unterstützung Kant ins Feld. Warum hätte er Königsberg verlassen sollen. 500 Kilometer nach Berlin oder Wien waren damals eine Weltreise. Und zu wem? Da hat er sich lieber die Leute ins Haus geholt. Warum wird eigentlich ein The New Yorker Artikel zum Titel gemacht?

Dem interessanten Thema hätte eine Übertragung auf europäische Reiseverhältnisse gut getan. So bleibt für mich nur: Die unerträgliche Sinnlosigkeit des Nachdruckens.

Jens Hackbart, Lübeck

Reisen lächerlich?

„Der große Selbstbetrug“,

wochentaz vom 28. 6. – 5. 7. 24

Ich habe selten so gelacht. Die Autorin demaskiert sich als Stubenhockerin, die selbstgefällig die Reisen der Leute zerpflückt. Von den Bildungsreisen der Engländer im 18. Jahrhundert ging es über die Luxusreisenden im 19. Jahrhundert, die etwas Besonderes erleben wollten (zum Beispiel Orientexpress). Das Reisen für Jedermann wurde nach dem 2. Weltkrieg durch Wirtschaftswunder hierzulande beschleunigt. Die „Sehnsuchtsorte“ im Süden wurden auch für meine Eltern erschwinglich: Der Gardasee oder der Lago Maggiore. Reisen wurde zum Synonym für Fortbewegung, Aufbruch und Erlebnis. Nach meiner Meinung erweitern Reisende Erkenntnisse und ihre Sicht der Dinge.

Meine Bekannte kam von einer Afrikareise zurück: „Das Fluchtelend und die Armut der Leute dort habe ich mir nicht so brutal vorgestellt …“ Die großen und die kleinen Dinge müssen wir begreifen, um die Welt im besten Sinne zu verändern. Wohl dem, der reisen kann.

Wolfgang Rauch, Kronau

Haushaltspolitik

„Fürchtet euch nicht vor Neuwahlen“,

wochentaz vom 29. 6. – 5. 7. 24

Im Leitartikel von Tobias Schulze fehlt die Frage: Bei wem verschuldet sich der Staat, wenn er die Schuldenbremse lockert? Natürlich bei denen, die viel Geld haben. Die werden von den Zinsen noch reicher, auf Kosten aller Steuerzahler. Ein solider Haushalt holt das Geld für notwendige Investitionen aus gerechten Steuern. Mit der FDP ist also keine solide Haushaltspolitik zu machen. Das sollte ein Wahlkampf-Thema linker Parteien sein.

Walter Fischer, Herrenberg