Auf Lang­fristigkeit gebaut

Norwegen setzt auf Sprachkurse und Integration

Schweden oder Norwegen – egal, Hauptsache Skandinavien? Nicht für Menschen, die aus der Ukraine geflohen sind. In welchem der beiden Länder sie Schutz suchten, hat große Bedeutung für ihren weiteren Weg. Die neue Sprache lernen, eine unterbrochene Ausbildung fortsetzen, Integrationskurse besuchen und finanziell recht großzügig unterstützt werden: So geht’s in Norwegen. Dort wurden Menschen aus der Ukraine von Anfang an wie anerkannte Geflüchtete behandelt, was mit viel Unterstützung einhergeht. Ziel ist es, die Angekommenen von Anfang an auf ein Leben in Norwegen vorzubereiten. Gut 47.000 vor dem russischen Angriff geflohene Menschen zählte das Land mit seinen 5,5 Millionen Einwohnern Mitte Juli 2023, ein Jahr später sind es noch einmal 10.000 mehr.

Schweden mit knapp doppelt so vielen Einwohnern registrierte gut 54.000 geflüchtete Ukrai­ne­r*in­nen in derselben Zeit – von denen aber nach Schätzungen der Migrationsbehörde etwas 20 Prozent in andere Länder weiterreisten oder zurückgingen in die Ukraine.

In Schweden hatten ukrainische Geflüchtete lange den Status von Asylbewerbern. Sie bekamen also einen Platz in einer Unterkunft und einen minimalen Tagessatz von umgerechnet unter 7 Euro für Essen, aber keine Sprachkurse oder andere Unterstützung bei der Integration – wenn nicht Ehrenamtliche einsprangen.

Das norwegische Fafo-Institut für Arbeits- und Sozialforschung sah in beiden Ländern ein Armutsrisiko für Geflüchtete, jedoch signifikant höher in Schweden als in Norwegen. Tatsächlich führten wohl die niedrigen Unterstützungssätze dazu, dass in Schweden deutlich mehr ukrainische Geflüchtete einen Job haben – im Frühling 2023 war es bereits etwa die Hälfte von ihnen.

Dem Fafo-Institut zufolge seien dies aber zumeist prekäre Jobs, befristet oder in Teilzeit, körperlich anstrengend und schlecht bezahlt. In Norwegen hatten im Frühling dieses Jahres nur knapp 20 Prozent der ukrainischen Geflüchteten eine Arbeit – was im Land von einigen kritisiert wird, gerade mit Verweis auf die Be­schäftigtenzahlen in Schweden und auch Dänemark, wo sie ebenfalls bei 50 Prozent liegen.

Fafo-Forscherin Guri Tyldum erklärt, Norwegen habe nun einmal einen anderen Weg gewählt, mit langfristigen Zielen. Dies führe, anders als in den Nachbarländern, auch dazu, dass viele Ukrainer noch in Sprachkursen und Weiterbildungen seien. In Schweden hat sich die Gesetzeslage inzwischen geändert: Ukrainische Geflüchtete mit Aufenthaltstitel gelten als EU-Bürger mit Zugang zu besseren ­Leistungen.

Anne Diekhoff, ­Västernorrland