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Osman Engin Alles getürktEin Filter für die Schwiegermutter

Meine Frau Eminanim hatte sich beschwert, dass meine Schwiegermutter uns nicht mehr anrufen kann. Ich sagte „Juhuuu“ und freute mich riesig über den Schwiegermutterfilter, aber Eminanim schickte mich zum Telekom-Laden.

Der pickelgesichtige Junge dort versucht mir zwei Stunden ein XXL-Super-Speed-10.000-Kram-Entertainment-Paket zu verkaufen, das ich vehement ablehnte. Aber trotzdem landete es noch vor mir bei uns zu Hause.

„Osman, du lässt dir ja wirklich jeden Mist andrehen! Hätte ich dich bloß nicht alleine hingeschickt“, schimpft Eminanim und zeigt verzweifelt auf all die Pakete und Kartons, die das Wohnzimmer in Beschlag genommen haben.

„Das kann doch nicht wahr sein! Ich habe mindestens zehnmal ,Nein‘ gesagt und dann auch noch dick unterschrieben, dass ich all diesen Quatsch gar nicht haben will!“, stammele ich.

„Und warum hast du unser Telefon ganz abbestellt? Was hast du denn gegen meine liebe Mutter?“

„Eminanim, eigentlich war ein funktionierendes Telefon das Einzige, was ich von der Telekom verlangt habe.“

Am nächsten Tag packe ich all die Sachen in mehrere Tüten, bringe sie zurück in den Telefon-Laden und schütte alles auf den Tresen.

„Mein Herr, gestern bestellt und heute schon wieder zurückgebracht!“, tadelt mich ein anderer pickelgesichtiger junger Mann.

Foto: privat

Osman Engin

ist Satiriker in Bremen. Zu hören gibt es seine Kolumnen unter www.youtube.com/@osmanengin1916. Sein Longseller ist der Krimi „Tote essen keinen Döner“ (dtv).

„Ich habe gestern tausend Mal ausdrücklich gesagt, dass ich das alles nicht haben will. Ich weiß nicht mal, was das alles ist“, antworte ich.

„Unser Computer sagt aber was ganz anderes! Außerdem: Wir dürfen das gar nicht annehmen. Sie müssen das an die Zentrale nach Bonn schicken. Auf Wunsch beraten wir hier die Kunden und nehmen ihre Bestellungen entgegen, aber wir dürfen nicht den Postboten spielen.“

„,Auf Wunsch‘ finde ich sehr witzig!“, sage ich. „Eine andere Frage: Wieso haben Sie unser Telefon ganz abgeschaltet?“

„Weil Sie unser Mega-Speed-Entertain-100.000-XXL-Paket bestellt haben. Dadurch bekommen Sie bald einen viel schnelleren Anschluss, damit können Sie unser Speed-100.000-Super-Mega-XXL-Wahnsinnspaket richtig geil genießen.“

„Junger Mann, Ihnen ist doch klar, dass ich den ganzen XXL-Speed-Mist-Kram eben auf Ihren Tisch geknallt habe, oder? Ich will es NICHT haben! Ich habe den ganzen Unfug nie bestellt! Die Kisten werde ich jetzt alle zur Post bringen und wegschicken“, rufe ich, stopfe die Kartons in die Tüten zurück und latsche zum Postamt.

„Das ist ja wie das berühmte Hase-und-Igel-Spiel“

Total erleichtert den Schwachsinn losgeworden zu sein, gehe ich ruhigen Gewissens nach Hause. Und sehe völlig schockiert, dass sich der ganze unverschämte Müll wieder bei uns im Wohnzimmer breit gemacht hat.

„Osman, wie oft willst du diesen Mist denn noch kaufen?“, ruft meine Frau böse.

„Eminanim, ich krieg die Krise! Das kann doch nicht wahr sein!“, schimpfe ich total verzweifelt, „das ist ja wie das berühmte Hase-und-Igel-Spiel. Gerade habe ich sie weggeschickt – schon stehen sie wieder bei uns auf der Matte!“

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