taz🐾lage
: Post für Christian Lindner

Finanzminister Christian Lindner hat auf X (Ex-Twitter) sein Interview für das Webportal Nius ­damit gerechtfertigt, er habe schließlich auch der taz kürzlich eines gegeben. Die taz-Chefinnenredaktion hat Lindner deshalb einen Brief geschrieben:

„Sehr geehrter Herr Lindner, mit einer Mischung aus Irritation und Ratlosigkeit haben wir wahrgenommen, wie Sie die taz in einem Beitrag auf X anführen, um Ihr Interview mit der Online-Schleuder Nius zu rechtfertigen: In der von Ihnen benannten ,Medienlandschaft‘ markieren Sie die taz und Nius demnach als zwar entfernte, aber vergleichbare Orte.

Bei Nius handelt es sich um eine unappetitliche, rechtslastige Website. Sie ist das Spielzeug eines von seinem Eishockeyclub offenkundig gelangweilten Milliardärs, der ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Springer-Verlags um sich versammelt hat, die dort nicht mehr satisfaktionsfähig waren. […] Wenn Sie inmitten einer Koalitionskrise beschließen, mit einer solchen Website zu sprechen, mag das Rückschlüsse auf neue Wähler- und Wählerinnenschichten zulassen, die Sie womöglich im Blick haben. Zur Begründung des Interviews allerdings ,Pluralität‘, also die Pressefreiheit zu bemühen, […] schmerzt un­beteiligte Zuschauerinnen wie uns. Wie Sie in diesem Zusammenhang indes auf die taz zu sprechen kommen, ist uns vollständig schleierhaft. Wir möchten höflich darauf hinweisen, dass die taz – im Gegensatz zu Nius – ein journalistisches Medium ist, das nach presseethischen Grundsätzen arbeitet.

Mit besten Grüßen aus der Friedrichstraße: Barbara Junge und ­Ulrike Winkelmann“