Blutiges Ende eines Streits

DER FALL Am 4. März wurde der Neuköllner Yusef El A. nach einer Auseinandersetzung bei einem Fußballspiel erstochen. Der Täter ist wieder auf freiem Fuß

Der in der Nacht zu Donnerstag erschossene Burak B. ist der zweite Todesfall in Neukölln innerhalb kurzer Zeit: Bereits am 4. März wurde der 18-jährige Yusef El A. erstochen.

Anlass war damals ein Streit, der auf einem Bolzplatz begonnen hatte und eskaliert war. Laut Polizei gerieten mehrere Personen während eines Fußballspiels in Streit, es kam zu einer Schlägerei. Gegen 18 Uhr 40 seien eine Gruppe von Leuten zu der Wohnung eines der später Festgenommenen gegangen. Dort hielt sich auch der zweite Tatverdächtige, Sven N., auf. Als beide auf die Straße traten, kam es zu körperlichen Auseinandersetzungen, bei der der 18-jährige Yusef El A. einen Messerstich in den Oberkörper erlitt.

Polizeibeamte nahmen am Tatort den 39-jährigen Wohnungsinhaber fest. Der 34-jährige Sven N. entkam zunächst, meldete sich aber am nächsten Morgen bei der Polizei und wurde ebenfalls festgenommen. Den übrigen Beteiligten gelang unerkannt die Flucht. Laut Polizeibericht wurden beim Absuchen der Umgebung unterschiedlichste Stich- und Schlagwerkzeuge gefunden. Die Beamten schließen daraus, dass die Gruppe entsprechend bewaffnet die Auseinandersetzung gesucht hat.

Das Opfer, ein Deutscher arabischer Herkunft, soll Zeugen zufolge in den ersten Teil des Streits nicht verwickelt gewesen sein. Er wurde erst später von Freunden in die Auseinandersetzung einbezogen – als Schlichter, wie manche Zeugen sagen. Anderen Aussagen zufolge soll Yusef aktiver Teil der Angreifer bei den Auseinandersetzungen vor der Wohnung gewesen sein. Vorbestraft war der Jugendliche nicht, ein Verfahren wegen Mofadiebstahls wurde 2008 gegen Auflagen eingestellt.

Sven N. ist nach Auskunft der Staatsanwaltschaft „einschlägig vorbestraft“. Auch einen „ähnlich gelagerten Vorfall“ gebe es unter den Vorstrafen, sagte der Sprecher Martin Steltner der taz. Sven N. wurde zwei Tage nach dem tödlichen Messerstichen aus der Haft entlassen. Die Stiche seien „aus einer Notwehrsituation heraus erfolgt“ und damit „strafrechtlich gerechtfertigt“, heißt es in der Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft.

Yusef El A. war ehrenamtlich als Streitschlichter tätig und nach Auskunft von Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) im Jugendbeirat des Bezirks aktiv. Seine Familie gelte als „völlig unauffällig“. „Die positiven Bewertungen reichen bis zur Bilderbuchfamilie“, sagte Buschkowsky. Yusefs Mutter war Kiezmutter in Neukölln.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Sven wegen Totschlags dauern an. Sollte sich die Notwehrvermutung erhärten, werde keine Anklage gegen den Täter erhoben, sagte der Sprecher der taz. Yusefs Familie hat selbst Anzeige gegen den Täter erstattet, der nun nachgegangen wird. AKW