Mord aus Rassismus, Rache für den Tod des Vaters?

USA Zwei Männer gestehen, am Freitag in Tulsa drei Afroamerikaner getötet und zwei verletzt zu haben

AUS WASHINGTON DOROTHEA HAHN

Ein 19-jähriger und ein 32-jähriger Mann haben in der Polizeihaft gestanden, dass sie am frühen Freitagmorgen in Tulsa im Bundesstaat Oklahoma auf eine tödliche Tour gegangen sind. Die beiden Männer waren mit einem Pick-up-Wagen durch die nördliche Vorstadt gefahren und hatten in dem überwiegend von Schwarzen bewohnten Viertel drei Menschen erschossen und zwei weitere schwer verletzt. Dabei haben sie ihre Opfer zunächst nach dem Weg gefragt und dann aus unmittelbarer Nähe aus dem Wageninneren auf sie geschossen. Alle fünf Opfer waren Schwarze.

Die Ermittler sprechen bislang nicht von einem rassistischen Verbrechen. Der 19-jährige Jake E. hatte am Tag vor den Morden auf seiner Facebookseite rassistische Äußerungen über einen Afroamerikaner gemacht, der seinen Vater erschossen hat. Der Vater war exakt zwei Jahre und einen Tag vor der mörderischen Tour durch Tulsa bei dem Versuch erschossen worden, seine eigene Tochter vor einem Überfall zu schützen. Der Täter, ein Afroamerikaner, sitzt seither im Gefängnis.

Auf seiner inzwischen vom Web genommenen Facebookseite klagte der 19-jährige Jake E. sowohl über den Mord seines Vaters als auch über den Selbstmord seiner Lebensgefährtin im Januar dieses Jahres, mit der er ein Baby hatte. Freunde berichten, er sei in den letzten Monaten immer wütender und verwirrter geworden.

Die Polizei beschreibt die beiden mutmaßlichen Täter von Tulsa als „Weiße“. Freunde des 19-Jährigen hingegen sagen, er sei Cherokee. Er wohnte seit Monaten mit dem 32-jährigen Alvin W. zusammen. Nach bisherigem Stand der Ermittlungen kannten die beiden ihre Opfer nicht.

Vor der Verhaftung der beiden Täter hatten Sprecher der mehrheitlich afroamerikanischen Bevölkerung im Norden von Tulsa Panikreaktionen auf die Mordwelle befürchtet. Doch am Montag erklärte Deon Tucker, einer der beiden überlebenden Opfer, er verspüre keinen Hass gegen die Täter. Der 46-Jährige: „Ich verstehe das einfach nicht“.

Unterdessen hat sich ein anderer Todesschütze in den USA, der bislang in Florida auf freiem Fuß ist, erstmals selbst an die Öffentlichkeit gewandt. Der 28-jährige Wachschützer George Zimmerman, der am 26. Februar den 17-jährigen unbewaffneten Teenager Trayvon Martin erschossen hat, ließ sich bislang in der Öffentlichkeit von seinem Bruder und seinem Vater verteidigen. Jetzt hat er selbst eine Webseite ins Internet gestellt. Darauf zitiert er Henrik Ibsen und Edmund Burke. Den 26. Februar beschreibt er als ein „lebensveränderndes Ereignis“. Und fordert seine „Anhänger“ auf, ihm Geld zu spenden.

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