: Planetarische Apfelringe
In Neuss wurde die Menschlichkeit ausgezeichnet
Im Foyer wurden getrocknete Apfelringe an Mineralwasser gereicht. Drinnen, im Rheinischen Landestheater zu Neuss gab es den „Nobelpreis für Menschlichkeit“. Der Philosoph Ervin Laszlo, einer der Mitglieder des „Club of Rome“, gründete 1994 den Club of Budapest. Dieser zeichnet jährlich Menschen und Organisationen aus, die nach dessen Ansicht die Welt humaner und gerechter gestalten.
Landrat Dieter Patt (CDU) begrüßte den Club jovial in seinem Landkreis. Schön sei es, dass dieser alternative Think-Tank seine Heimat am Rhein gefunden habe. Etliche Male benutzte Patt das Wort „Angajemang“ – und so lobte er das Engagement des Club of Budapest.
Vier Organisationen wurden ausgezeichnet, die „Aktion gemeinsam für Afrika“, das Kulturprojekt „Pan y Arte“ von Dietmar Schönherr, „Solidarität in Partnerschaft“ und die „Andheri Hilfe“.
Franz-Josef Radermacher wurde für sein Buch „Global Marshall Plan“ geehrt. Uwe Möller, der Generaldirektor des „Club of Rome“ sprach von dem großen Prediger Radermacher. Der Preisträger selbst warnte in seiner Dankesrede vor den bösen Menschen, die vorgeben, Gutes zu wollen. Dann zeigte er ein Videoclip seines selbstgemachten Musicals. Zu rappiger Musik wurden am Fließband geschlachtete Hähnchen und das brennende World Trade Center gezeigt. So etwas entsteht, wenn Mathematiker Popmusik machen.
Rita Süßmuth lobte weniger peinlich den Gorbatschow-Berater Vadim Sagladin. Alle Redner allerdings benutzten reichlich und pflichtbewußt den von Ervin Laszlo geprägten Begriff des „planetarischen Bewusstseins“. Weniger als die Welt sollte in Neuss nicht gerettet werden.
Dritter Preisträger war Herman van Veen. Über die Großbildleinwand tanzte er mit afrikanischen Kindern. Laudator war Romanus Otte. Der stellvertretende Chefredakteur der „Welt am Sonntag“ gab verschämt zu, dass er in seiner Jugend nach Sweet und Gary Glitter Herman van Veen für sich entdeckte. „Wenn man seine Lieder auf der Gitarre spielen konnte, hatte man es bei den Mädchen leicht.“ Van Veen selbst wirkte etwas belustigt von dem Nachmittag. „Nach den vielen wichtigen Worten singe ich jetzt lieber ein Lied.“ LUTZ DEBUS
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