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: Keine Tore und ein Trikot für Scholz

Rechtzeitig zum Anpfiff gibt es im ukrainischen Luzk wieder Strom. So kann unser Autor das 0:0 der Ukraine im EM-Test gegen Deutschland am Bildschirm mitverfolgen

Die Spannung steigt. Dabei hat das EM-Testspiel zwischen der Ukraine und Deutschland am Montagabend in Nürnberg noch gar nicht begonnen. Doch drei Minuten bevor die Hymnen erklingen, gibt es wieder Strom. Es kann losgehen.

Um es gleich vorwegzunehmen: Am Ende werden keine Tore gefallen sein – ganz im Gegensatz zu dem Spiel im Juni 2023. Das ging 3:3 aus, und lustig war es auch noch.

Im vergangenen Jahr hatte Sergei Rebrow sein erstes Spiel als Trainer der ukrainischen Nationalmannschaft. Jetzt sind die Deutschen mit einem neuen Coach angetreten. Julian Nagelsmann hat es geschafft, die Elf neu aufzustellen, und – ehrlich gesagt – hatten die Ukrainer in Nürnberg Glück. Die deutsche Mannschaft dominierte. In den ersten 20 Minuten gelang es den Ukrainern nur einmal, in den Strafraum des Gastgeber einzudringen.

Die Zu­schaue­r*in­nen in Nürnberg begrüßten die Mannschaften mit einem Banner, auf dem sie dazu aufriefen, „mit Herz und Leidenschaft“ zu spielen. Außer der deutschen Flaggen waren oft auch die blauen und gelben Farben der Ukrainer zu sehen. Nach Angaben des Verbandes waren 2.500 ukrainische Fans im Stadion. Kein Wunder – angesichts der Zahl der Geflüchteten aus der Ukraine.

Die Ukrainer waren während des gesamten Spiels zu hören. Ihr größter Fan war Andriy Schewtschenko, der ehemalige Superstar und jetzige Präsident des ukrainischen Fußballverbandes. Es gelang ihm, ein Foto mit Bundeskanzler Olaf Scholz in der VIP-Loge zu machen und ihm ein T-Shirt der ukrainischen Nationalmannschaft zu schenken. Wegen schwerer Überschwemmungen in der Region war der Kanzler dieser Tage in Süddeutschland unterwegs.

Es ist nicht überliefert, worüber sie gesprochen haben und ob Schewtschenko vor dem Spiel darum gebeten hat, die Lieferungen von Taurus-Langstreckenraketen an die Ukraine freizugeben. Im März hatte das die ukrainische Boxlegende Wladimir Klitschko gefordert. In der 85. Minute des Spiels wurde es hell im Stadion – eine Lichtshow, bei der die Taschenlampen der Smartphones eingeschaltet wurden.

Das Unentschieden ist auch dem ukrainischen Torhüter Anatoli Trubin zu verdanken, der bei Benfica Lissabon spielt. Er glänzte mit fünf Paraden. Übrigens ein schönes Geburtstagsgeschenk für Rebrow, der am Montag 50 Jahre alt wurde.

Das Spiel gegen Deutschland war das erste einer Reihe von Tests für Rebrows Team. Am Freitag treten die Blau-Gelben in Warschau gegen Polen an, vier Tage später in Chișinău gegen die Republik Moldau. Danach reisen die Ukrainer nach Wiesbaden, um hier ihr EM-Quartier zu beziehen.

In der EM-Vorrunde geht es gegen Rumänien, die Slowakei und Belgien. Mal sehen, was geht. Wenn es denn Strom gibt. Juri Konkewitsch, Luzk

Aus dem Russischen: Barbara Oertel