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: „Frieden muss Freude machen“

Mit Maschenkunst fördert Uta Krugmann den Frieden im Kleinen

Interview Benno Schirrmeister

taz: Frau Krugmann, ist Textilkunst besonders friedlich?

Ute Krugmann: Das kann ich so gar nicht sagen. Stoffe und Fäden, Maschenkunst, das ist für mich das Medium, in dem ich mich ausdrücke. Das ist mein Material. Das ist das Gleiche wie Ton oder Öl und Leinwand für andere. Das ist doch keine inhaltliche Festlegung.

Bedeutet Textilkunst denn nicht immer, Verbindungen zu schaffen?

Doch das stimmt. Das gilt sowohl, wenn ich Stich für Stich mit Nadel und Faden arbeite, aber auch, wenn ich gröbere Klebetechniken nutze. Das passt tatsächlich auch gut zum Ausstellungs-Thema Frieden.

Das Plakat zeigt eine bearbeitete Uniformjacke.

Foto: privat

Ute Krugmann

68, Künstlerin und Strick- und Print-Designerin, lebt in Osnabrück.

Ja, sie ist mit Peace-Zeichen und Friedenstauben-Aufnähern geschmückt.

Die Taschen sind mit Borten verziert, ­deren Muster mich an die Kunst der First Nations in Kanada erinnern …?

Ja, das sind folkloristische Muster. Es handelt sich dabei um Fundstücke, die ich in die Arbeit integriert habe. Die Idee ist, mit ihrer Farbigkeit ein Element der Freude dem Martialischen des Flecktarns entgegenzusetzen. Denn Frieden muss auch Freude machen. Das ist mir wichtig.

Der Ausstellungstitel „Peace Now!“ formuliert dabei eine Aufforderung, der sich in Deutschland leichter nachkommen lässt als anderswo …

Vernissage „Peace Now!“ – Maschenkunst, Alte Mädchenschule Ostercappeln, 21. 6., 19 Uhr. Dann täglich 15–17 Uhr, bis 28. 7.

Das stimmt. Ich habe nicht den Anspruch, durch meine Kunst den Krieg zu beenden, wo er herrscht. Das kann Kunst nicht. Mir geht es darum, dass jede und jeder selber gucken kann: Wie kann ich persönlich den Frieden fördern? Jeder hier hat Probleme, jeder kennt Konflikte und wenn die sich auswachsen und eine politische Dimension bekommen, dann befinden wir uns bereits im Unfrieden. Mein Anliegen ist, dazu anzuregen, sich selbst zu befragen: Wo habe ich Gedanken, die friedlich sind?

Oft ruft gerade Textilkunst überraschend feindselige Reaktionen hervor, etwa in Gestalt dümmlicher Kommentare von TV-Intellektuellen wie Harald Welzer, der dem Korallen-Projekt der Wertheim-Schwestern vorwirft, dass es blöd ist, weil gehäkelt. Begegnet Ihnen ähnliche Abwertung auch?

Das ist mir nicht fremd. Es gibt immer wieder Leute, die sich in diese Richtung äußern. Aber Kunst muss sich immer mit Vorurteilen auseinandersetzen, so wie es Rosemarie Trockel und Patricia Waller bei der Textilkunst gemacht haben. Und der Trend geht eher zu unserem Medium. Immer mehr Künstlerinnen und Künstler wenden sich der Maschenkunst zu.