Vorschau EM-Spiel Polen gegen Österreich: Das Kampfspiel

Österreich trifft am Freitagabend auf Polen und gilt nach dem Spiel gegen Frankreich erst recht als Geheimfavorit. Doch beide bräuchten einen Sieg.

ein französischer Spieler versucht an zwei österreichischen Spielern vorbei zu dribbeln

Hartes Pressing bis zum Schluss: die Österreichische Nationalmannschaft im Spiel gegen Frankreich Foto: DeFodi/imago

Mit Angel und Schlapphut war Ralf Rangnick beim EM-Auftakt in Düsseldorf zu sehen. Die österreichischen Fans hatten eine kleine Choreo gegen den Vize-Weltmeister Frankreich zusammengebastelt, zu der ein Spruchband gehörte: „Angeln wir uns gemeinsam die ersten drei Punkte.“ Daraus wurde bekanntlich nichts, an mangelndem Selbstvertrauen hat es beim deutschen EM-Nachbarn aber sicher nicht gelegen.

Warum sich auch kleinmachen vor den Großen, sind doch die österreichischen Kicker in der Eigenbetrachtung der einheimischen Medien dank dem Taktiknerd Rangnick mittlerweile „Pressingmonster“ geworden. Unbegründet ist das Eigenlob freilich nicht. Zuletzt erschien das Team schier unbezwingbar, sodass selbst die unparteiischen Beobachter den Kreis der Geheimfavoriten um Österreich erweiterten.

Der Lobgesang könnte am Freitag nach der Partie gegen Polen sein jähes Ende finden. Wegen der 0:1-Niederlage gegen Frankreich ist ein Sieg fast Pflicht, denn im letzten Gruppenspiel wartet mit der Niederlande ein weiterer Hochkaräter.

Wie kompliziert die Aufgabe gegen die um einen Tag ausgeruhtere polnische Elf wird, lässt sich leicht ausrechnen, wenn man bedenkt, wie viel Energie die Österreicher aufwenden mussten, um die Begegnung gegen Frankreich eng zu halten.

Beharken und beackern

Dazu bedurfte es mit 119 abgelaufenen Kilometern schon einen Spitzenwert dieses Turniers. Sobald ein Gegner den Ball hatte, wurde er blitzartig umstellt, beharkt und beackert. Der Leipziger Nicolas Seiwald kam allein schon auf fast 12 Kilometer.

Frankreichs Trainer Didier Deschamps sprach danach beeindruckt von einem Gegner, der große athletische Qualität gezeigt hat. Und man wusste nach der Aussage nicht so recht, ob er dieses Team eigentlich nicht viel lieber bei den Leichtathletikwettbewerben der anstehenden Olympischen Spiele in Paris sehen würde als bei dieser Fußball-EM.

Ralf Rangnick würde das vermutlich als großes Kompliment werten. All sein Tun ist darauf ausgerichtet, dass der Gegner nicht eine Minute länger mehr gegen diese österreichischen Nervensägen auf Beinen spielen möchte.

Mit unverkennbarem Stolz berichtete er auf der Pressekonferenz, er hätte sich schon mit den Franzosen Jules Koundé und Dayot Upamecano ausgetauscht. Beide hätten ihm versichert, dass sie froh gewesen wären, als das Spiel endlich abgepfiffen wurde. Das österreichische Selbstvertrauen hat also dank auch solcher Zeugenaussagen keinen Schaden genommen. Rangnick hob die Topleistung der Franzosen hervor, um den Wert der eigene Leistung zu unterstreichen.

Wie lange hält das Österreich durch?

Die spannende Frage ist aber nun, wie lange ein Team bei einem solchen Turnier gegen große Gegner und seine individuelle Unterlegenheit anlaufen kann. Wirkliche Torgefahr konnten die Österreicher vergangenen Montag selten erzeugen, obwohl das gerade die Idee von diesem frühen Gegenpressing ist.

Der Fußballgelehrte Rangnick predigt seit Jahren die Acht-bis-zehn-Sekunden-Regel, nach der statistisch belegt die Chance auf ein Torerfolg in der Phase direkt nach der Balleroberung am größten ist. Dafür attackierte die Rangnick-Elf die schnellen Franzosen aus verständlichen Gründen nicht hoch genug. Gegen die Polen dürfte das wieder besser klappen, kann der Aufwand ähnlich hoch gehalten werden.

Die Polen wissen bereits, was ihnen da blüht. „Es wird ein Kampfspiel, in einigen Momenten auch brutal, aber damit haben wir kein Problem. Wir werden mit unserem Stil dagegenhalten“, sagte Mittelfeldspieler Przemysław Frankowski. Als Ankündiger für einen Augenschmaus sind diese beiden Sätze eher nicht zu verwenden.

Es ist ein Spiel zu erwarten, in dem sich beide Teams nachhaltig in unliebsame Erinnerung bringen wollen. Das klingt doch wiederum besonders. Vielleicht sollte man sich diese Begegnung der 22 Plagegeister doch besser anschauen.

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